Ein Bericht vom
von Daniel Niebuhr
In der 53acht-Arena wird gerade gebaut, wie der SSV Jeddeloh in sozialen Medien auch vorbildlich dokumentiert. Der Fußball-Regionalligist lässt in seinem Stadion die Tribüne überdachen und hat in den vergangenen Tagen die nötigen Fundamente gegossen. Aus aktuellem Anlass würde sich da manch schöne Metapher anbieten – denn etwas unfertig tritt auch die Mannschaft von Werder-Legende Oliver Reck auf dem Platz noch auf. Null Punkte und 1:9 Tore nach zwei Spielen sind nicht die Bilanz, die man sich einrahmen und an die Wand hängen möchte. Jeddeloh ist im doppelten Sinne momentan eine Baustelle.
Genau dort beginnt für den SV Atlas eine kleine Auswärtstournee, die die Richtung für die komplette Saison vorgeben kann – nicht mehr und nicht weniger. Am Samstag ab 15 Uhr spielen die Delmenhorster in Jeddeloh, am 12. September beim Lüneburger SK und am 15. September beim FC Oberneuland – kein Gegner scheint übermächtig, ganz leicht zu schlagen ist aber auch keiner. Vier Punkte hat Atlas nach dem 1:1 bei Hannover 96 II und dem 4:1 gegen den VfV Hildesheim bereits und damit doppelt so viele wie in den sieben Partien der abgebrochenen Vorsaison. Das 0:3 im Niedersachsenpokal gegen den VfL Osnabrück am Dienstag hat die Euphorie nicht gebremst. „Wir haben es da auch nicht schlecht gemacht. Für uns war das ein Bonusspiel“, meint Trainer Key Riebau. Stürmer Marco Stefandl war nicht der einzige, der danach sagte, „dass das Jeddeloh-Spiel wahrscheinlich das wichtigere ist“. Drei Punkte dort, sagt Riebau, würden den Sieg gegen Hildesheim „für uns vergolden“.
Für den 31-Jährigen ist es die Rückkehr an alte Wirkungsstätte, er stand zwischen 2017 und 2018 in 59 Pflichtspielen für den SSV an der Linie, für den er zuvor auch gespielt hatte. Zu drei Testspielen war er schon zurück am Küstenkanal (zwei davon wurden gewonnen), im ersten Ligaspiel könnte er mit seiner Mannschaft etwas schaffen, das noch keinem Delmenhorster Männerteam je gelungen ist. Im Falle eines Sieges ist Atlas für mindestens 22 Stunden Tabellenführer, das gab es in der 1994 eingeführten Regionalliga noch nie. Zum letzten Mal an der Spitze auf viertklassigem Niveau stand der alte SV Atlas im Dezember 1994 nach einem 1:0 über Preußen Hameln in der damaligen Oberliga Niedersachsen/Bremen. Nebenbei wäre ein Auswärtssieg der erste in der Regionalliga seit fast genau 24 Jahren.
Dass derlei Bestmarken am Wegesrand liegen, schmeichelt zwar auch einem im Hier und Jetzt lebenden Trainer wie Riebau, er mahnt lieber – wie so oft – zur Nüchternheit. „Wir wissen, wo wir herkommen“, sagt er und meint die schwache Mini-Saison im vergangenen Jahr. Den Druck schiebt er geschickt dem Gegner zu – gerade weil er das Schlusslicht ist: „Jeddeloh muss es gegen uns erzwingen. Ich bin gespannt, welche Ideen Olli Reck uns da präsentiert.“
Der Ex-Profi und seine Spieler tragen die schlechte Form eigentlich schon seit Juli mit sich herum. Die Vorbereitung lief durchwachsen, ein paar knappe Siege gegen unterklassige Gegner, ein paar Niederlagen gegen Ober- und Regionalligisten, darunter war das 0:3 gegen Atlas. Dann folgten das 0:5 gegen Hannover 96 II und das 1:4 in Hildesheim – hätte es zwischendrin nicht das ziemlich überraschende 3:2 nach Elfmeterschießen gegen den schwer angeschlagenen Drittligisten TSV Havelse im Pokal gegeben, wäre der Druck auf Reck noch größer. Riebau hat die beiden Ligaspiele gesehen und befindet: „Es fehlt die Leichtigkeit. Die Automatismen aus dem Vorjahr sind noch nicht da.“
Dass das SSV-Spiel in Lüneburg am vergangenen Wochenende wegen des durchgeweichten Rasens ausfiel, half auch nicht. Auf besagtem Rasen wird Atlas acht Tage später auflaufen und dann eine fast dreiwöchige Lüneburger Pause beenden – der LSK hat auch an diesem Wochenende frei. Prognosen für die kommenden Spiele oder gar für die ganze Auswärtsserie sind von Riebau allerdings nicht zu bekommen: „Wir wollen mal nicht zu weit denken.“
SSV Jeddeloh
SV Atlas
Regionalliga Nord Gr. Süd · 04. Spieltag