WM-Teilnehmer und Deutscher Meister, der Mitte der siebziger Jahre große, unvergessliche Erfolge mit unserem Verein feierte. Doch wir blicken erstmal zurück:
Bernard begann im Jahre 1954 seine Laufbahn als Feldspieler beim 1. FC Schweinfurt 05. Mit 18 Jahren gab er dann allerdings sein Debüt in der Ligamannschaft als Torhüter.
Da sich die 05er nicht für die neugegründete 1. Bundesliga qualifizieren konnten, wechselte Günther in den Norden zum SV Werder Bremen, wo er einen Zweijahresvertrag unterschrieb, mit der Absicht anschließend wieder in die Heimat zurückzukehren. Doch es kam völlig anders.
Bereits in seiner zweiten Saison in Bremen wurde Bernard mit dem SVW Deutscher Meister durch einen 2:1 Sieg im letzten Saisonspiel gegen den 1.FC Nürnberg. Die Mannschaft um Höttges, Piontek, Lorenz, Steinmann & Co. wurde von den Fans begeistert gefeiert. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten: Günther Bernard. Er blieb während der Saison 12 Spiele hintereinander ohne Gegentor und damit begründete sich der Mythos des "Bremer Betons".
Auch in den folgenden Jahren spielte der SVW an der Spitze mit und wurde 1968 deutscher Vizemeister. Bernard war dabei ein absoluter Leistungsträger. Seine relativ kleine Körpergröße glich Bernard mit einem überragenden Stellungsspiel und stoischer Ruhe aus. In zahlreichen Europacupspielen konnte Bernard seine Klasse zeigen.
Auch in der Nationalmannschaft kam Günther Bernard zu einigen Einsätzen. Sein Debüt gab er 1962 im Stuttgarter Neckarstadion vor 75.000 Zuschauern gegen Frankreich, sein letztes Länderspiel absolvierte er am 9.Mai 1968 in Wales. 1966 nahm Bernard an der Weltmeisterschaft in England teil und wurde mit der deutschen Nationalmannschaft Vizeweltmeister. Er kam allerdings, genau wie Sepp Maier, nicht zum Einsatz, denn Tilkowski war zu dieser Zeit die unbestrittene Nr.1 in der Nationalelf.
In der Saison 1970/71 war Bernard einer der Hauptdarsteller eines historischen Ereignisses: des Pfostenbruchs vom Bökelberg! Beim Stande von 1:1 zwischen Mönchengladbach und Werder zeigte der Bremer Torwart eine Parade nach einem Kopfball von Herbert Laumen, in deren Folge der Gladbacher Spieler ins Tornetz fiel und der rechte Torpfosten brach. Alle Versuche das Tor wieder aufzurichten scheiterten und das Spiel wurde abgebrochen. Später wurde das Spiel mit 2:0 für den SV Werder gewertet. Eine weitere Folge war, dass es zur kommenden Saison in der Bundesliga keine Holz- sondern Aluminiumtore gab.
Nach der Vepflichtung von Dieter Burdenski im Jahre 1972 sollte Bernard eigentlich ins zweite Glied rücken, doch Burdenski brach sich das Wadenbein und das Können von Günther Bernard war wieder gefragt. Er war zu dieser Zeit der Torhüter mit den meisten Bundesligaeinsätzen. Insgesamt kam er zu 287 Spielen für den SV Werder bis zu seinem Abschied nach der Saison 1973/74.
Günther wurde mit einem großen Abschiedspiel gegen eine internationale Auswahl vom SV Werder verabschiedet und wechselte im Sommer 1974 zu unserem SV Atlas. Dort stieg er zusammen mit Spielern wie Hasebrink, Scherff und Klatte mit überragenden 58:2 Punkten in der Meisterschaft und einer erfogreich absolvierten Aufstiegsrunde in die Landesliga auf. Beim entscheidenen und für ewig unvergesslichen 5:1 in Lüneburg in der "Hitzeschlacht von Wilschenbruch" konnte Günther allerdings nicht dabei sein, weil er zu der Zeit mit seinem ehemaligen Werderspezi Sepp Piontek auf einer lange geplanten Südseereise gewesen ist. Sein Stellvertreter Peter Grunow vertrat ihn nach leichten Schwierigkeiten am Anfang des Spieles hervorragend und versetzte zusammen mit seinen Mitspielern die mitgereisten 2500 Fans und eine ganze Stadt in Extase.
Bernard beendete nach dieser Saison seine aktive Laufbahn nach 26 Einsätzen für unseren SVA und legte seinen Fokus auf seine berufliche Laufbahn. Er trat eine Anstellung als Generalvertreter beim Sportartikelhersteller PUMA an.
Doch bereits im April 1976 kehrte er nach einer "Nacht- und Nebelaktion" von Manager Peter Theis zum SVA als Interimstrainer zurück. Theis sah das Saisonziel Aufstiegsrunde unter dem bisherigen Trainer nach zwischenzeitlichen 12:12 Punkten in Gefahr und entließ Erich Hänel, was auch die Unterstützung der Führungsspieler Trumpfheller, Hasebrink und Schmidt fand. Bernards erstes Spiel als Trainer war ein Freunschaftsspiel gegen den schwedischen Erstligisten Halmstadt BK. Es folgten vier erfolgreiche Ligaspiele und der SVA erreichte doch noch punktgleich mit den 96-Amateuren die Meisterschaft und damit die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur seinerzeit dritthöchsten Spielklasse, der Oberliga Nord.
Fast 30.000 Fans in den drei Heimspielen und viele tausend Schlachtenbummler waren bei den sechs Aufstiegsspielen des SV Atlas unter Interimstrainer Günther Bernard dabei und feierten am Tag nach dem entscheidenen 4:3 in der Adolf-Jäger-Kampfbahn gegen Altona 93 das Team und vor Allem Günther Bernard bei Freibier, Bratwurst und Kutschfahrt auf dem Delmenhorster Marktplatz.
Anschließend beendete Bernard seine Fußballzeit endgültig und konzentrierte sich auf seine berufliche Laufbahn. Sportlich blieb er nebenbei aktiv als sehr erfolgreicher Tennisspieler im Seniorenbereich, gekrönt von Titeln als Norddeutscher Meister und Dritter der Deutschen Meisterschaft.
Heute lebt Günther Bernard bei guter Gesundheit in der Nähe von Bremen in Achim.