Das Denkmal oder auch: die Delmenhorster Fussball-Legende! Es handelt sich dabei um niemand anderes als um Ernst "Ernie" Jielg.
Ernies Laufbahn begann beim Delmenhorster Turnerbund. Durch starke Leistungen wurde der Lokalrivale TV Jahn auf Jielg aufmerksam. Durch seine Tore stieg der TVJ bis in die zweithöchste deutsche Amateurklasse auf.
Das weckte selbstständig Begehrlichkeiten bei der Konkurenz und so lockte der grosse Nachbar FC Roland in Person von Günther Blauth und mit Hilfe einer von Roland-Vorstandsmitglied und Sponsor Karl-Heinz Resener gestifteten nagelneuen Küche Ernie an die Ahornstrasse. Als Halbstürmer und Torjäger, 50 Tore pro Saison waren keine Seltenheit, sorgte Jielg bei den Roländern für Furore. Roland gewann 1968 als erste Delmenhorster Mannschaft den Niedersachsenpokal durch ein sensationelles 5:1 gegen den hohen Favoriten Hannover 96 Amateure. 1500 Fans waren Zeuge dieses grossen Erfolges und feierten Ernie wegen seiner drei Tore und seines enormen Einsatzes. Die anschließende Feier im Vereinsheim der Roländer, auch "Saufbaracke" genannt, währte bis zum übernächsten Tag, was bei den Blau-Weissen auch in den Folgejahren übrigens nicht unüblich sein sollte. Originalton Ernie Jielg: "Da sind Sachen passiert, die darf man gar nicht erzählen!"
Dies ging übrigens am Privatleben Jielgs nicht ganz so spurlos vorbei, so dass Ehefrau Renate schon mit dem Äussersten drohte, aber Filius Carsten konnte dies durch eine "Drohung" verhindern. Im übrigen war und ist Ernie ein richtiger Familienmensch, der im Haushalt anpackt wo es nur geht, sehr zur Freude seiner herzensguten Ehefrau Renate.
1970 gab es dann das nächste Highlight in der glorreichen Vereinsgeschichte des FC Roland, die Meisterschaft in der Verbandsliga! Auch dazu trug Ernie wieder sein Scherflein bei mit starken Leistungen und vielen Toren.
In diesen Jahren waren sehr oft Bundesligamannschaften zu Freundschaftsspielen zu Gast wie ďer FC Schalke, Werder Bremen und der Hamburger SV. Die Roländer erreichten dabei oft ehrenvolle Ergebnisse, bis auf dieses eine Mal... Es gab eine 0:13 Klatsche gegen den HSV um Nationalspieler Uwe Seeler vor über 4000 Zuschauern an der Ahornstrasse. Seeler schoss und köpfte dabei vier Tore und übersprang dabei sogar den viel grösseren Jielg. Das nahm Ernie "Uns Uwe" aber nicht krumm, war Seeler doch sein grosses Vorbild.
Ernie spielte in seiner langen Laufbahn übrigens nicht nur in der Stadt-, Kreis- und Bezirksauswahl sondern auch dreimal in der Niedersachsenauswahl. Bei einem Lehrgang in Barsinghausen kam Ermie dabei auch in einem Freundschaftspiel der Auswahlmannschaft gegen den damaligen Zweitligisten Arminia Hannover zum Einsatz und begeisterte dabei die Verantwortlichen der Armina. Der Wechsel nach Hannover war zu 99% sicher, da kam es noch in Barsinghausen zu einem für Ernie folgenschweren Vorfall. Ernie und einige Auswahlkollegen unternahmen am Abend noch einen ausgiebigen Spaziergang und überzogen dabei den vom Auswahltrainer angesagten Zapfenstreich. Sie wurden daraufhin prompt nach Hause geschickt und schlimmer noch:
Arminia Hannover zog sein Angebot zurück, Jielg wurde danach nie mehr zu Spielen der Niedersachsenauswahl eingeladen und von Vadder Jielg gab es bei der Rückkehr nach Hause eine saftige Backpfeife für Ernie.
In der Delmestadt lief es in den folgenden Jahren weiterhin gut für Ernst Jielg. Nach der Fusion des FC Roland mit dem SSV und Bungerhof spielte er auch beim neugegründeten SV Atlas eine wichtige Rolle, allerdings nicht mehr im Sturm sondern als Libero. Jielg gehörte mit seinen da bereits 32 Jahren zu den erfahreneren Spielern.
Bereits im 2. Jahr des SVA gelang mit 58:2 Punkten der Aufstieg in die Landesliga. Spieler wie Scherff, Jielg und Trumpfheller begeisterten die blau- gelben Fans. Fussballdelmenhorst feierte den Aufstieg durch ein 5:1 in Lüneburg. Schon im nächsten Jahr gelang der Aufstieg in die dritthöchste Spielklasse, der Oberliga Nord.
Auch dazu trug Jielg seinen Anteil bei. Anschließend zog sich Ernie in die zweite Mannschaft zurück, wurde aber bereits im Okober 1977 mit nun bereits 36 Jahren vom damligen Coach der Oberligamannschaft Max Konopka reaktiviert. Es stand ein wichtiges Spiel in Oldenburg-Donnerschwee an und die Erste hatte grosse Verletzungsprobleme. Ernie stand seinen Mann und köpfte in unerreichter Manier das Tor zum Endstand von 2:2. Weitere sechsmal kam Jielg dann in der Saison 1977/78 in der Oberliga zum Einsatz und half damit die Klasse für unseren Verein zu erhalten.
In den folgenden Jahren holte Ernie mit der Zweiten, Vierten und Dritten Mannschaft des SV ATLAS noch viele Meisterschaften für unseren SVA. Mit dabei Wegbegleiter aus früheren Jahren wie Günther Klosa, Wolfgang Hebenstreit, Sigi Peuser, die Wöhlers und Rainer Struckmann, aber auch junge Leute wie Joachim Schultze und ein gewisser Carsten Jielg. Es holten also Vater & Sohn zusammen die Kreisklassenmeisterschaft für die dritte Mannschaft des SV Atlas und es kam sogar vorher im Jahre 1985 zu einem richtigen Familienduell zwischen den beiden, als Vater Ernst für Atlas 4 und Sohn Carsten, von Geburt an Mitglied des FC Roland, für den TSV Ganderkesee 2 aufliefen zum entscheidenden Duell um den Aufstieg. Ernies Mannschaft siegte mit 3:2 mit einem Tor von ihm zum 2:2 Ausgleich, während Carsten zwei Minuten vor Schluss mit einer roten Karte vom Platz flog. Der Vater wollte anschließend seinen Filius trösten und fing sich dabei beinahe eine Ohrfeige seines aufgebrachten Sohnes ein.
Während der Achtziger Jahren spielte Ernst auch oft in sogenannten Prominentenmannschaften von Ehemaligen des SV Atlas. Sie wurden zusammengestellt vom unvergesslichen Günther Blauth. Beim "Abschiedsspiel" für den legendären Rolandplatz spielten die ganz Grossen des SVA dafür noch einmal zusammen im Trikot unseres Vereins: Bernd Schmidt, Rudi Triumpheller, Heinz-Dieter Hasebrink, Rainer Struckmann, Hannes Scherff und natürlich Ernie Jielg.
Am Ende seiner erfolgreichen Laufbahn wechselte Jielg dann ein letztes Mal den Verein und er wechselte zu den TuS Hasbergen Oldies. Dort spielte er bis zu seinem 62. Lebenjahr. Eine grosse Karriere fand sein Ende!
Bis zum Schluss vor Ernie ein Vorbild für die jüngeren Spieler und hielt seine Knochen hin. Beruflich war Jielg tätig für die Firma Hohenböken und als Vorarbeiter auf der Jute. Seine Hobbys sind seine Münzsammlung, Kartenspielen und Fussballtippspiele. Wenn es gesundheitlich möglich ist, besucht Ernie gerne mit seinen alten Rolandkumpels Opa Klosa, Dieter Fleischer und Horst-Dieter Uhlhorn die Spieler des neuen SV Atlas. Dabei raunen sich die blau- gelben Fans leise zu: Guckt mal, da kommt das Denkmal! Oder auch einer der besten Fussballer, der je für unseren Verein gespielt hat und in seiner langen Laufbahn ausschließlich in unserer Heimatstadt aktiv gewesen ist.
Nach langer schwerer Krankheit verstarb Ernst Jielg am 20. Juni 2023 mit 81 Jahren.
Fotos: SV Atlas Museumsarchiv, Delmenhorster Kreisblatt, Weser- Kurier