Ein Bericht vom
von Daniel Niebuhr
Nass waren beim SV Atlas eigentlich alle gestern Abend, Musa Karli sah aber besonders durchgeregnet aus. Der Mittelfeldspieler hatte in seinem 100. Fußball-Regionalligaspiel – und dem ersten für den SV Atlas – alles gegeben und war danach einfach erschöpft, was vor allem dem Ergebnis geschuldet war. Das 0:2 (0:1) im richtungsweisenden Kellerduell gegen den HSC Hannover hatte mental vielleicht noch mehr Kraft gekostet als körperlich. „Ich hatte mir mein Jubiläum natürlich anders vorgestellt“, sagte Karli. „Der Ball will gerade einfach nicht ins Tor.“
Deshalb ist auch das eingetreten, was alle bei Atlas verhindern wollten: Man ist Letzter der Südstaffel und hat einem möglichen Rivalen in der im Frühjahr anstehenden Abstiegsrunde seine ersten drei Punkte beschert. Und das trotz phasenweise klarer Überlegenheit und einem Dutzend guter Chancen. „Es ist eigentlich in jedem Spiel die gleiche Geschichte“, sagte Trainer Key Riebau. „Wir nutzen unsere Möglichkeiten nicht konsequent. Und defensiv leisten wir uns kleine Fehler, die jedes Mal hart bestraft werden.“ Viele waren es gegen Hannover nicht, aber genug, um erneut zu verlieren. „Wir erzählen ja auch jede Woche das gleiche“, stöhnte auch der starke Außenspieler Julian Harings. „An der Leistung hat es wieder nicht gelegen, doch davon können wir uns nichts kaufen.“
Tatsächlich kam Atlas so oft zum Abschluss wie noch in keinem Regionalligaspiel, scheiterte aber am herausragenden Sascha Algermissen im Hannoveraner Tor und an der fehlenden Präzision – in den meisten Fällen an beidem. Symbolisch waren die elf Ecken, von denen nur eine für Gefahr sorgte, als Luca Liske in der 73. Minute beim Stand von 0:1 den Pfosten traf. „Das passt gerade“, fand Riebau. „Wir hatten enorm viele Flanken. Aber es ist immer auch die Frage, wie hart man sie reinbringt und mit welcher Konsequenz man zum Ball geht.“
Pech war aber auch dabei. Dimitrios Ferfelis traf schon in der ersten Minute, Schiedsrichter Simon Rott pfiff jedoch ein Foul an Algermissen, das außer ihm kaum jemand gesehen hatte. Hannover hatte auch Chancen, bei denen das von der Rückenverletzung genesene Geburtstagskind Florian Urbainski im Tor auf dem Posten war – bis Kostadin Velkov in der 27. Minute unfreiwillig für eine Delmenhorster Premiere sorgte. Er kam gegen Maurice Kleinert im Strafraum zu spät und verursachte den ersten Elfmeter gegen Atlas in der Regionalliga, den Kapitän Niklas Kiene verwandelte.
Atlas hing nach dem Rückstand in den Seilen und rettete sich nur mit Mühe ohne weiteres Gegentor in die Pause – um danach wütend und aus allen Lagen abzuschließen. Der eingewechselte Marek Janssen, Harings mit zwei saftigen Weitschüssen, Ferfelis und Stürmer Samuel Adeniran – sie alle standen vor dem Ausgleich, doch Algermissen bekam auch im Platzregen immer eine Hand an den nassen Ball. Zum Schluss des kampfbetonten Spiels mit zehn Gelben Karten standen bei Atlas fünf gelernte Angreifer auf dem Feld, doch das Glück ließ sich auch mit der Brechstange nicht erzwingen. Statt des Ausgleichs gab es zwei weitere Nackenschläge: Der defensive Stabilisator Flodyn Baloki sah nach einem taktischen Foul Gelb-Rot und fehlt im wichtigen Spiel beim FC Oberneuland am Sonntag (15 Uhr) – und Joker Igor Antunovic gelang in der vierten Minute der Nachspielzeit noch das zweite HSC-Tor. „Fußball kann manchmal grausam sein“, stellte Riebau fest.
Bildergalerie: André Klattenhoff
SV Atlas
HSC Hannover
Regionalliga Nord Gr. Süd · 07. Spieltag