Erst ein Tor 2022, noch kein Sieg in der Meisterrunde der Fußball-Regionalliga: Der SV Atlas Delmenhorst will gegen den VfB Lübeck zurück in die Erfolgsspur.
Key Riebau nahm es gelassen, dass sie ihn in Flensburg nicht wiedererkannten. Der Trainer des SV Atlas wurde nach dem 0:2 beim SC Weiche am Gründonnerstag bei der Pressekonferenz gefragt, ob es sein erstes Spiel in Flensburg gewesen wäre. Nein, nein, stellte Riebau fest, eines hatte er schon mit dem SSV Jeddeloh – und zwar nicht irgendeines. Nach dem 2:4 am 10. November 2018 wurde er entlassen.
Ein ähnliches Schicksal droht ihm dieses Mal wohl kaum; er verlor zwar wieder an der dänischen Grenze, ist mit Atlas aber immer noch Achter der Fußball-Regionalliga und weit von einer existenziellen Krise entfernt, wie alle im Verein betonen. Nach inzwischen fünf Meisterrundenspielen ohne Sieg steigt allerdings schon die Ungeduld, nicht nur bei Riebau, der vor dem Spiel gegen den VfB Lübeck am Samstag (16 Uhr) bekennt: „Es nervt schon. Es wird Zeit, dass wir auch in der Meisterrunde gewinnen.“
Besonders die Offensive bereitet Kopfzerbrechen. Das Tor von Florian Stütz beim 1:1 gegen Teutonia Ottensen am 2. April war das einzige 2022. Keiner der anderen 99 Regionalligisten in Deutschland hat in diesem Jahr seltener getroffen, keiner von ihnen allerdings auch seltener gespielt. Den Delmenhorstern droht gegen Lübeck ein negativer Vereinsrekord. 310 Spielminuten dauerte bisher die längste Durststrecke ohne eigenes Tor im Frühjahr 2019, aktuell steht das Team bei 242. „Wir schießen zu wenige Tore, das ist so. Manchmal fehlt im Abschluss die letzte Überzeugung“, sagte Sportchef Bastian Fuhrken zuletzt. Stürmer Mattia Trianni glaubt: „Vielleicht brauchen wir einfach das Glück, dass einer mal reinfällt.“
Riebau warnt jedoch vor falschen Schlüssen. Nur auf die Stürmer ließe sich die Flaute nicht schieben: „Unsere Offensive ist die erste Abwehrreihe. Die Angreifer sind mit dafür verantwortlich, dass wir hinten so gut stehen.“ Tatsächlich hat der SVA, der die Defensive im Winter mit Dominik Schmidt und Nico Matern weiter verstärkt hat, nach Spitzenreiter VfB Oldenburg, Werder Bremen II und Holstein Kiel II im Saisonverlauf die wenigsten Gegentore unter den 21 Nord-Regionalligisten kassiert – 25 sind es bisher erst in 23 Spielen. Was auch der Grund ist, warum die Delmenhorster regelmäßig punkten, obwohl sie in den vergangenen 13 Spielen nie mehr als ein Tor erzielt haben. „Unsere Stürmer betreiben einen großen Aufwand im Sinne der Mannschaft“, sagt Riebau. „Es wäre schön, wenn man das öfter auf der Anzeigetafel sehen würde.“
Es gibt schlechtere Gelegenheiten dafür als am Samstag gegen Lübeck, der ehemalige Zweitligist ist der prominenteste Name im Feld. Der VfB ist vielleicht die Mannschaft der Stunde, verlor nur eine der sechs Meisterrundenpartien und ärgerte am Ostermontag Spitzenreiter Oldenburg beim 0:0 vor 3896 Zuschauern im Marschwegstadion. So voll wird es an der Düsternortstraße nicht werden, Atlas hofft aber zumindest auf die größte Kulisse der Meisterrunde bislang. 793 Besucher kamen gegen Kiel II vor einem Monat, 600 gegen Ottensen eine Woche später. Nach Oldenburg reisten 150 Lübecker mit. In Delmenhorst werden die Fans getrennte Eingänge bekommen. Die Atlas-Anhänger gelangen über den Hasporter Damm ins Stadion, die Lübecker über die Düsternortstraße.
SV Atlas
VfB Lübeck
RL Nord Meisterrunde · 06. Spieltag