Ein Bericht vom
von Lars Pingel
Die Regionalliga-Fußballer des SV Atlas Delmenhorst haben ihrem Trainer Key Riebau am Sonntag erneut ein wenig Kopfzerbrechen bereitet – zumindest direkt nach dem Schlusspfiff. „Das Spiel ist genauso schwierig einzuschätzen wie das in Jeddeloh“, sagte er nach dem 2:2 (0:2) beim Lüneburger SK mit Blick auf das Vorwochenende, an dem sein Team zum Schluss in doppelter Unterzahl ein 0:0 beim SSV geholt hatte. Im Jahnstadion in Neetze machte Atlas nun einen Pausenrückstand wett, allerdings gegen einen Gastgeber, der von der 52. Minute an zu zehnt spielen musste. Abdul Rauf hatte die Gelb-Rote Karte gesehen. Marek Janssen (64.) und Mattia Trianni (88./Handelfmeter) trafen vor 385 Zuschauern für die Delmenhorster, die nach vier Partien weiter unbesiegt sind. Malte Meyer war zuvor für die LSK-Tore verantwortlich gewesen (15., 21./Handelfmeter).
Riebau wusste natürlich, dass seine Spieler erneut glänzende Moral bewiesen hatten und dass sie lange Zeit auch spielerisch besser waren als die Gastgeber. Doch: „Wir müssen uns schon fragen, warum wir nicht von Anfang an den Fokus voll auf dem Spiel hatten. Dann liegst du mit 0:2 zurück und musst das aufarbeiten.“
In der Atlas-Startelf ersetzten Florian Stütz, Tobias Steffen und Cerruti Siya die verletzten Nick Köster und Efkan Erdogan sowie den gelb-rot-gesperrten Dimitrios Ferfelis. Diese traf auf einen hochmotivierten Gastgeber, dessen Spieler mit großem Einsatz in jeden Zweikampf gingen. So bremsten sie die Delmenhorster, die in der offenen Anfangsphase mit einem Pfostentreffer von Steffen (10.) dem 1:0 sehr nah waren, immer öfter aus. Die Lüneburger profitierten zudem von einigen Konzentrationsfehlern ihrer Gäste im Spielaufbau. Und sie hatten Glück, dass ein Querschläger von Julian Stöhr, der klären wollte, vor den Füßen von Meyer landete. Der LSK-Stürmer ließ SVA-Torwart Rico Sygo mit einem 16-Meter-Flachschuss keine Chance (15.). Ein Treffer, der dem LSK merklich Auftrieb gab.
Die Lüneburger wurden immer mutiger, brachten Atlas mit Kombinationen über die Außenbahnen mehrfach in Schwierigkeiten. Das 2:0 bereiteten sie über die linke Seite vor. Nach einem abgefälschten Rückpass kam Tomek Pauer an der Strafraumgrenze zum Schuss, Stütz grätschte dazwischen. Zum Entsetzen des Delmenhorsters, der sogar einen Abdruck an seinem Rücken zeigte, und seiner Mannschaft entschied Schiedsrichter Rene-Alexander Rose (Wolfenbüttel) auf Handelfmeter. Meyer ließ sich die Chance nicht entgehen. „In der ersten Halbzeit war das spielerisch unsere beste Saisonleistung. Dafür und für den Kampfgeist kann ich die ganze Mannschaft nur loben“, sagte LSK-Kapitän Pauer später.
Am Aufarbeiten des 0:2-Rückstands beteiligten sich dann auch Riebau und seine Mitstreiter im Atlas-Trainerteam. In der Pause kamen Philipp Eggersglüß, der zuletzt verletzt ausgefallen war, für Oliver Rauh und Yunus Sari für Olivér Schindler in die Vierer-Abwehrkette. Stütz rückte aus der Innenverteidigung ins Mittelfeld. Bereits vor dem Halbzeitpfiff hatte Philipp Eggert die Position auf der linken Defensivseite von Stöhr übernommen (30.). Das alles zahlte sich aus. Das Atlas-Team startete mit viel Schwung in den zweiten Spielabschnitt. Und geriet recht früh in Überzahl, weil der schon verwarnte Rauf Eggersglüß kurz vor dem Strafraum nur mit einem Foul aufhalten konnte (52.).
Dass die Situation für Atlas nicht noch schwieriger wurde, verdankte das Team seinem Torwart. Sygo parierte einen 18-Meter-Schuss von Pauer glänzend. Alle anderen Konterversuche des LSK stoppten die Delmenhorster dann souverän. Gegen einen weiter kämpfenden LSK, der sich weit in seine Hälfte zurückzog, um den Vorsprung über die Zeit zu bringen, kam er mit seinem Kombinationsfußball zu Torchancen. Der Anschlusstreffer verdiente durchaus die Bezeichnung „Traumtor“. Stütz spielte einen cleveren Chip-Pass auf Janssen, der den Ball aus der Luft annahm und dann volley in den Winkel schoss (64.). Acht Minuten später hätte Marco Stefandl wohl schon ausgleichen müssen. Nach einem klasse Angriff über Trianni und Eggersglüß, treibende Kräfte der Delmenhorster, kam er im Fünfmeterraum zum Kopfball, verfehlte das Tor aber knapp.
Atlas belohnte sich für seinen Einsatz dann aber doch noch. Eggersglüß versuchte an Artur Filimonov vorbei in den LSK-Strafraum zu flanken, der Lüneburger bekam dort den Ball an den Arm. Der sei schon oben gewesen, erklärte Pauer und sagte zum zweiten Elfmeter des Tages: „Den kann man geben.“ Trianni ließ LSK-Keeper Roman Birjurkov in der 88. Minute keine Chance und sicherte den Delmenhorstern den sechsten Punkt, mit dem sie Tabellenvierter blieben.
Bereits an diesem Mittwoch tritt Atlas erneut an. Und wieder ist das Team auf fremden Platz gefordert: beim FC Oberneuland. Das Derby wird um 19.30 Uhr in der Marco-Mock-Arena am Vinnenweg angepfiffen. Derweil ist die Austragung des für Sonntag, 19. September, im Delmenhorster Stadion angesetzten Derbys gefährdet. Im Team des VfB Oldenburg, der dann beim SVA antreten soll, haben sich Spieler mit dem Corona-Virus infiziert. Die Partie des Spitzenreiters gegen Jeddeloh, die zeitgleich zum Atlas-Gastspiel in Lüneburg ausgetragen werden sollte, wurde vom Norddeutschen Fußball-Verband abgesagt.
Bildergalerie: André Klattenhoff / SVA
Lüneburger SK Hansa
SV Atlas
Regionalliga Nord Gr. Süd · 05. Spieltag