Mehr Ballbesitz, mehr Torchancen und spielerisch überlegen: Die Oberliga-Fußballer des SV Atlas Delmenhorst haben am Freitagabend in der Partie beim 1. FC Wunstorf vieles richtig gemacht – und trotzdem verloren. Maurice Kirsch bestrafte, dass Atlas einmal nicht konsequent klärte und erzielte in der 25. Minute das 1:0 für die noch gegen den Abstieg kämpfenden Gastgeber. Das war vor 150 Zuschauern in der Barne-Arena letztlich schon der Siegtreffer. "Wenn man das Ergebnis ausblendet, war das ein guter Auftritt von uns", sagte SVA-Interimstrainer Daniel von Seggern. Am Abend vor der Partie hatte sich der SV Atlas von Olaf Blancke getrennt und das am Freitag bekannt gegeben. Von Seggern, Coach der Kreisliga-Mannschaft des Vereins, und Co-Trainer Marco Büsing haben bis zum Saisonende die Verantwortung für das Oberliga-Team übernommen.
"Wir haben Fußball gespielt", erklärte von Seggern seine Einschätzung: "Wir waren ruhig im Spielaufbau, haben Wunstorf in großen Teilen der Partie dominiert und haben Chancen kreiert." Dass es für seine Mannschaft dennoch nicht zu einem Punktgewinn reichte, lag daran, dass im Abschluss das letzte bisschen Konsequenz und ein wenig Glück fehlten. "Manchmal war auch der letzte Pass zu ungenau", ergänzte von Seggern.
Am nächsten kam der SV Atlas dem Ausgleich in der 68. Minute. Nach einem Angriff über die linke Seite wurde der Ball im Fünfmeterraum zweimal von Wunstorfern abgeblockt, Schüsse von Musa Karli und Aladji Barrie aus kurzer Distanz wehrte der starke FC-Torwart Marc Engelmann glänzend ab. Diese Glanzparaden retteten den Wunstorfern den Sieg. Von Seggern fand:
"Der muss natürlich rein, da müssen wir uns belohnen."
Die Wunstorfer freuten sich dementsprechend. "Das war ein knappes Spiel. Die zweite Halbzeit von uns war schlecht", meinte FC-Trainer Jens Ullmann. "Unterm Strich nehmen wir den Sieg allerdings gerne mit. In unserer Situation ist völlig egal, wie wir Punkte holen." Der Erfolg eröffnet seinem Team die Chance, sich am letzten Spieltag der Saison 2018/19 den Ligaverbleib zu sichern. Die Wunstorfer gastieren am Samstag, 18. Mai, 16 Uhr, beim VfV Hildesheim. Der SV Atlas, der sich den Platz in der fünfhöchsten Klasse für 2019/20 bereits gesichert hat, empfängt zeitgleich den Heeslinger SC.
Die Delmenhorster fanden in Wunstorf schnell ins Spiel. Sie griffen die Gastgeber weit in deren Hälfte an, störten den Spielaufbau dadurch sehr effektiv. Wenn das Atlas-Team in Ballbesitz gekommen war, versuchte es, sich mit Kombinationen Chancen zu erspielen. Das gelang. Die beste Gelegenheit hatte Linksverteidiger Kevin Radke, der nach einem klasse Solo über den halben Platz mit einem Schuss aus 17 Metern an FC-Torwart Engelmann scheiterte. Praktisch im Gegenzug fingen sich die Delmenhorster den Gegentreffer ein. Sie klärten einen der bis dahin wenigen guten Angriffe der Wunstorfer nicht konsequent genug, der Ball kam zum im Strafraum freistehenden Kirsch, der ihn clever über den chancenlosen Atlas-Torhüter Niklas Göretzlehner ins Netz hob.
Der 20-jährige Göretzlehner feierte am Freitag sein Oberliga-Debüt. Er war vor der Saison aus der Bezirksliga-A-Jugend des TuS Heidkrug zum SV Atlas gewechselt. Er vertrat Stammkeeper Florian Urbainski. "Das war Schonung für Benno und Belohnung für Niklas", erklärte von Seggern. "Niklas hat das gut gemacht", lobte der Trainer, "ruhig und abgezockt." Letzteres galt nicht zuletzt für die 85. Minute, in der der Wunstorfer Mehmet Aydin nach einem Steilpass auf Göretzlehner zulief, der SVA-Torwart aber lange stehen blieb und deshalb keine Mühe hatte, den Heber des FC-Stürmers zu fangen.
Vor diesem Konter war den Gastgebern, die die Partie nach ihrem Tor bis zur Pause offener gestaltet hatten, in der zweiten Halbzeit nur eine nennenswerte Offensivaktion gelungen. Jakub Czelej verfehlte aus 19 Metern das SVA-Tor knapp.
Der SV Atlas dominierte die Partie nach dem Seitenwechsel. Die Mannschaft spielte sich geduldig den Ball zu, bis sie im FC-Bollwerk aus zehn engagiert kämpfenden Feldspielern, die sich weit in die eigene Hälfte zurückzogen, eine Lücke fand. Diese wollten die Delmenhorster mit flachen Steilpässen über die Außenbahnen nutzen, um dann von dort zu flanken oder zurückzulegen. Die Chancen von Thade Hein, der in zwei Kopfbälle nicht genug Druck bekam (60., 72.), und Karli, der bei einem Schuss nach Vorlage von Barrie den Ball ebenfalls nicht voll traf (65.), waren so entstanden. Außerdem wehrte Engelmann einen Karli-Freistoß aus 20 Metern stark ab (61.). Eine ganze Reihe weitere, im Ansatz vielversprechende Angriffe brachte Atlas nicht zum Abschluss.
1. FC Wunstorf
SV Atlas
Oberliga Niedersachsen · 29. Spieltag