Das große Zittern in den letzten beiden Saisonspielen hat sich der SV Atlas Delmenhorst erspart. Mit dem 1:1 (0:0) gegen SC Spelle-Venhaus hat der Fußball-Oberligist am Sonntag den 38. Punkt geholt und damit den Klassenerhalt klargemacht. Parallel verlor der 1. FC Wunstorf, Inhaber des ersten der drei Abstiegsränge, mit 0:3 gegen den Heeslinger SC und kann damit die Delmenhorster nicht mehr einholen.
Dass die Punkte 39 und 40 erst eine Minute vor dem Schlusspfiff aus der Hand gegeben wurden, hätten viele der rund 550 Zuschauer nach den ersten 15 Minuten im Düsternorter Stadion wohl kaum gedacht. „Da hätte es schon 3:0 für den Gegner stehen können“, stellte Atlas-Trainer Olaf Blancke nach dem Abpfiff fest. Dass die Delmenhorster die Anfangsviertelstunde ohne Gegentor überstanden, lag an Keeper Florian Urbainski. Mit zahlreichen Glanztaten hielt er seine Mannschaft im Spiel. In das waren seine Vorderleute anfangs gar nicht reingekommen.
Die Emsländer waren nicht nur gedanklich schneller als Delmenhorster. Das Tempo der zweitgefährlichsten Offensive der Liga – 57 Tore in 28 Spielen – bereitete der Atlas-Viererkette einige Probleme. Insbesondere die langen Bälle hinter die Abwehrreihe verschaffte dem Tabellenvierten gute Möglichkeiten, doch Urbainski verhinderte einen frühen Knockout. Etwa in der fünften Minuten als er einen harten Schuss von Simon Schäfer aus gut sechs Metern glänzend parierte. In der achten Minute war er mit einer Doppelparade zur Stelle. Erst wehrte er Torben Stegemanns Schuss ab, den Abpraller brachte Merlin Schütte auf das Tor und auch hier schmiss sich Urbainski in die Schussbahn.
Hanjo Vocks, Trainer des SC Spelle-Venhaus, sagte nach dem Spiel:
Nach der ersten Halbzeit stand es bei den Großchancen 6:1 für uns. So schlecht sind wir vor dem Tor eigentlich nicht. Aber der Delmenhorster Torwart hat echt gut gehalten.
Die Punkteteilung sei für seine Mannschaft, die von den 16 Oberligisten die beste Rückrunde spielt, „viel zu wenig“ in Anbetracht des Spielverlaufs.
„Respekt an die Mannschaft. Sie stand mit dem Rücken zur Wand“, lobte Blancke seine Spieler dafür, dass sie nach der schwachen Anfangsviertelstunde besser ins Spiel fand. Die Atlas-Offensive machte in der 16. Minute fast mit dem Führungstreffer erstmals auf sich aufmerksam. Kevin Radke zirkelte einen Distanzschuss aus gut 30 Metern an den Pfosten der Gäste. Den Abpraller brachte Musa Karli auf das Tor, aber SC-Schlussmann Bernd Düker war zur Stelle. Nach 21 Minuten stand Spelle-Venhaus vor der Führung, als Schäfer Urbainski überlupft hatte, aber Marlo Siech den Ball noch vor der Linie klärte.
Kurios wurde es in der 36. Minute. Nach einem Pass von Schütte in die Schnittstelle hatte Schäfer schon fast Urbainski umkurvt und die Führung auf dem Fuß, als Schiedsrichter Felix Bahr die Situation abpfiff. Passgeber Schütte wurde nach seinen Pass leicht umgerempelt. Bahr verwehrte Spelle-Venhaus den Vorteil und entschied auf Freistoß – die Delmenhorster waren hier im Glück.
Nach dem Seitenwechsel sah Olaf Blancke wie seine Mannschaft mehr Zugriff auf das Spiel hatte und mehr Torchancen herausspielte. Die Abwehrreihe, in der nach Wiederanpfiff der angeschlagene Karlis Plendiskis den verletzten Marlo Siech ersetzte, stand seltener vor großen Herausforderungen. „Der Gegner kam nicht mehr zu vielen klaren Torchancen“, fand Blancke.
In der 78. Minute sorgte der Unparteiische für etwas Verwunderung, als er auf Elfmeter für Atlas entschied. Vom Spielfeldrand aus war nicht zu erkennen, weshalb Bahr auf den Punkt zeigte. In der Szene vor dem Pfiff traf Musa Karli eine Flanke von Patrick Degen nicht richtig und legte damit Thomas Mutlu den Ball vor, der das Spielgerät über das Tor beförderte. In dieser Situation sei er gefoult worden, erklärte Mutlu nach dem Spiel. Er trat zum Elfmeter an und traf zum 1:0.
Spelle war nun wieder in der Offensive bemühter, erspielte sich aber keine hundertprozentigen Torchancen. Auf der anderen Seite ließ der in der 78. Minute für Patrick Degen eingewechselte Marvin Osei eine Großchance (87.) liegen. SVA-Spielmacher Musa Karli legte im Strafraum quer auf den freigelaufenen Osei, der aus gut zwölf Metern den Ball hart, aber zu unplatziert auf das Tor brachte. SC-Schlussmann Bernd Düker war zur Stelle.
In der dritten Minute der Nachspielzeit stand Osei wieder im Mittelpunkt. Gegen Steffen Wranik kam er auf Höhe der gegnerischen Trainerbank zu spät und traf ihn dabei hart am Kniegelenk. Bahr zeigte die Rote Karte. "Dass es zum Schluss hitzig wird, ist normal. Aber die Rote Karte habe ich nicht so gesehen", sagte Blancke, der wenige Minuten vor der Szene nach einem lautstarken Wortgefecht mit dem Linienrichter ebenfalls des Feldes verwiesen wurde. "Ich bin dem Schiedsrichter etwas zu laut gewesen", erklärte er. Der daraus resultierende Freistoß brachte den Ausgleich. Eine Verlängerung per Kopf fand den Weg zu Top-Torjäger Merlin Schütte, der den Ball vorbei an Urbainski zum 1:1 (90. +4.) und seinem 15. Ligatreffer einschob.
Mit dem späten Ausgleich wartet Olaf Blancke weiterhin auf den ersten Heimsieg in der Oberliga als SVA-Trainer. Nach den anstrengenden Wochen (fünf Spiele in 17 Tagen) und mit dem geschafften Klassenerhalt könne sein Team nun ein "bisschen durchatmen". Im nächsten Liga-Spiel beim 1. FC Wunstorf am Freitag, 10 Mai, 20 Uhr, kann sein Team nun befreiter aufspielen.
SV Atlas
SC Spelle-Venhaus
Oberliga Niedersachsen · 28. Spieltag