Das Spiel zwischen dem SV Atlas Delmenhorst und dem Heeslinger SC war gerade eine Minute zu Ende, da setzte Hansi Bargfrede zu seiner ebenso kurzen wie treffenden Analyse an: „Das war kein gutes Spiel. Viele Fouls, viele Fehlpässe, wenig Chancen – das Ergebnis ist okay“, sagte der Gäste-Trainer nach dem 0:0-Remis, das sich seine Mannschaft verdient hatte.
Widerspruch erntete der Ex-Profi Bargfrede (Werder, St. Pauli) auch von seinem Trainer-Kollegen Jürgen Hahn nicht. Der Atlas-Coach scherzte schon kurz nach Spielende mit seinen Spielern, verteilte ihnen Lob für eine in kämpferischer Sicht sehr ordentliche Leistung. „Wir haben gegen einen guten, organisierten Gegner viel Einsatz gezeigt. Das Unentschieden ist gerecht“, sagte auch Hahn. Ein ausdrückliches Sonderlob verteilte der Coach an den „Block H“, der dem Team vor dem Spiel ein Motivationsvideo geschickt hatte und während des Spiels „toll unterstützt“ habe.
Brisantes Duell Samstag beim TV Uphusen
Der erhoffte Befreiungsschlag im Abstiegskampf blieb – nach nun sechs sieglosen Spielen und nur einem Dreier in zehn Partien 2018 – vor dem brisanten Duell am Samstag (15 Uhr) beim nun punktgleichen TB Uphusen (1:0 gegen den MTV Gifhorn) zwar aus. Die Formkurve zeigte indes wie zuletzt schon bei den Niederlagen bei Lupo Martini Wolfsburg (1:3) und gegen den BV Cloppenburg (1:2) nach oben. Deswegen war der Tenor bei Hahn, Spielern und Fans am Mittwochabend dieser: Es war eine Nullnummer, mit der die Blau-Gelben durchaus mal leben können.
Vor 600 Zuschauern – darunter auch Werder-Profi Philipp Bargfrede – startete Atlas sehr schwungvoll, konzentriert, zweikampfstark. Die Blau-Gelben hatten in der ersten Halbzeit zwar keine hochkarätigen Chancen, dafür aber zunächst die gefährlicheren Aktionen. Nach Vorstößen über die Außen fanden Sebastian Kmiec (10.) und Oliver Rauh (16.) keinen Abnehmer. Nach einem Klammern gegen ihn forderte Dominik Entelmann einen Foulelfmeter, den Schiedsrichter Patrik Feyer (Schwanewede) wohl zu Recht nicht pfiff (27.). Dann strich ein Schuss von Patrick Degen knapp vorbei (41.). „Wir waren sehr griffig“, lobte Hahn. Bei der ein oder anderen Offensivaktion hätte er sich jedoch gewünscht, dass „wir vielleicht selber konsequenter den Abschluss suchen, anstatt abzuspielen“.
Gegen Ende der ersten Halbzeit deuteten aber auch die nun seit sechs Spielen ungeschlagenen Gäste bei Möglichkeiten für Oliver Warnke (42./45.) an, dass sie nicht nur auf Ergebnissicherung aus sind. „In der ersten Halbzeit waren wir einen Tick stärker, nach der Pause dann vielleicht Heeslingen“, meinte Hahn richtigerweise.
Nach einer Schusschance für Sebastian Koltonowsk (46.) lahmte das Offensivspiel der Gastgeber aber lange Zeit. Der starke Thomas Mutlu und Nick Köster versuchten im Zentrum zwar immer, das den Atlas-Angriff anzukurbeln. Es fehlte jedoch die Kreativität eines Musa Karli (noch angeschlagen) oder die Explosivität der schnellen Marco Prießner (verletzt) und Lars Scholz (beruflich verhindert). Bis auf eine weitere Chance für Koltonowski, der einen gefährlichen Eckball nicht richtig traf (73.), gab es keine zwingenden Aktionen der Blau-Gelben. Einen Vorwurf machte Hahn seinen Offensivkräften jedoch nicht. „Das sind eben andere Spielertypen.“
Atlas-Abwehr inklusive Torwart sehr aufmerksam
Höhepunkte blieben im zweiten Durchgang rar gesät. Heeslingen verschleppte geschickt das Tempo. Gefährlich wurde es bei den Gästen meistens über Linksverteidiger Karim Raho, nach dessen scharfer Hereingabe Stefan Bruns auch in höchster Not klären konnte (64.). Bis auf eine Chance für Oliver Gerken (90.+3) ließ die aufmerksame Atlas-Abwehr um den sicheren Torwart Florian Urbainski aber nichts zu.
„In den letzten 20 Minuten ist uns dann auch ein wenig die Luft ausgegangen“, räumte Bargfrede ein. Seine Mannschaft, die die wenigsten Spiele aller Oberligisten absolviert hat, musste den englischen Wochen auch ein wenig Tribut zollen. Mit Blick auf die Tabelle sagte Bagrfrede: „Wir müssen noch drei Punkte holen, dann bleiben wir wohl drin.“ Er wünschte Atlas ausdrücklich viel Erfolg im Abstiegskampf. „Es ist doch attraktiv hier zu spielen, also woanders vor 30 Zuschauern.“