von Jan von Holt / Delmenhorster Kreisblatt
Nach dem besonderen Tor des 19-jährigen Nachwuchsstürmers herrschten im Stadion Düsternort Erleichterung und Freude.
Bastian Fuhrken hatte ein Dauergrinsen auf den Lippen, holte sich Glückwünsche ab und klopfte seinen Spielern auf die Schulter, sobald er einen von ihnen passierte. Ersatztorwart Eike Bansen wurde von seinen Kumpels zum Junggesellenabschied direkt aus dem Stadion abgeholt und auch zahlreiche Fans genossen noch lange nach Spielschluss mit einem Kaltgetränk bei frühlingshaftem Wetter den Heimsieg und die Erkenntnis, dass Fußball-Regionalligist SV Atlas Delmenhorst im Jahr 2023 doch noch Spiele gewinnen kann. „Ich habe den Jungs immer wieder gesagt, dass das hier von den Zuschauern honoriert wird, wenn sie sich reinhängen“, sagte Sportchef Fuhrken nach dem 4:2 (2:0)-Erfolg am Freitagabend gegen den SSV Jeddeloh. Er sollte Recht behalten.
735 Besucher waren gekommen und hatten gesehen, wie die Delmenhorster sich nach zwei Nackenschlägen im Spiel dieses Mal wieder zurückkämpften und nicht, wie in so vielen Spielen zuvor, einbrachen. Auch wenn es für kurze Zeit so aussah. Eine 2:0-Führung hatte Atlas binnen sechs Minuten wieder verspielt, bevor Joker Phil Gysbers die Blau-Gelben mit einem sehenswerten Kopfball und seinem ersten Pflichtspieltor in der 86. Minute wieder mit 3:2 auf die Siegerstraße brachte. Nach den eigenen Toren mussten die Spieler des SVA regelmäßig von Schiedsrichter Björn Behrens aufgefordert werden, ihre Jubelarien zu beenden und sich zurück in die eigene Hälfte zu begeben. Selbst Keeper Pascal Wiewrodt war nach Gysbers‘ Treffer zur gegnerischen Eckfahne gestürmt und hatte sich in die Jubeltraube begeben.
„Wir haben einfach mal die Moral bewiesen, die Brust gezeigt und die Fans mitgenommen. Und das war einfach ein geiles Gefühl“, sagte Wiewrodt nach Spielschluss. Bastian Fuhrken fühlte besonders mit Torschütze Gysbers: „Der ist weit weg von zu Hause in dem jungen Alter, kniet sich jedes Mal rein, opfert sich, hat Bock. Das freut mich enorm.“
Der nach seiner Rotsperre aus dem Lübeck-Spiel in den Kader zurückgekehrte Kapitän Dominic Volkmer sorgte in der Atlas-Defensive wieder für Ruhe und Struktur und brachte sein Team in Minute 18 mit 1:0 in Führung, als er eine Ecke von Julian Stöhr am zweiten Pfosten über die Linie drückte. „Ich glaube, jeder, der neben ihm steht, wird dadurch noch mal einen Tick besser“, strich Bastian Fuhrken die Wichtigkeit seines Mannschaftsführers heraus.
Es war zwar generell wenig Tempo im Spiel, aber die Elf vom Interimstrainer Dominik Schmidt spielte geduldig und lauerte immer wieder auf Fehler der Jeddeloher im Aufbauspiel, die sie zu Balleroberungen nutzte. Dem weitestgehend harmlosen SSV fiel wenig ein.
Erster Sieg im Jahr 2023: Atlas-Sportchef Bastian Fuhrken (Mitte) umarmt Interimstrainer Dominik Schmidt. FOTO: ROLF TOBIS
Julian Bennert (1., Kopfball) und Alex Chiarodia (44.) hatten in Halbzeit eins noch die größten Gelegenheiten für den Gast, Chiarodias Schuss aus knapp acht Metern fälschte ein Spieler aus dem eigenen Team aber noch unglücklich über die Latte ab. Zu dem Zeitpunkt hatte es allerdings schon 2:0 gestanden: Nach einem Foul an Tobias Steffen im Sechzehner verwandelte der umtriebige Mattia Trianni den fälligen Elfmeter (42.). Grund genug für die Atlas-Anhänger „Der SVA ist wieder da“ zu skandieren.
Eine knappe Viertelstunde später stand vorerst die Erkenntnis: zu früh gefreut. Ibrahim Temin (55.) und Simon Brinkmann (61.) brachten Jeddeloh zurück ins Spiel, die Delmenhorster waren bei beiden Gegentoren im eigenen Strafraum zu weit weg. Die Gäste aus dem Ammerland wurden nun mutiger und für ein paar Minuten entstand der Eindruck, Atlas würde wieder in Lethargie und Schockstarre verfallen. Aber Gysbers riss die Zuschauer wieder von den Sitzen, Marco Stefandl setzte in der 94. Minute nach Vorlage von Steffen Rohwedder mit dem 4:2 noch einen drauf.
„Derbysieger, Derbysieger, hey, hey“, sang der Atlas-Tross nach Schlusspfiff im Mannschaftskreis, in dem das Team zuvor auffällig lange zusammengestanden hatte. Fuhrken schwor die Mannschaft nach der Ansprache von Dominik Schmidt noch auf das Pokalhalbfinale am Mittwoch gegen den VfB Oldenburg ein. „Wir haben jetzt endlich mal Spielglück gehabt“, erklärte der Sportliche Leiter den Unterschied zu den vergangenen Spielen, in denen es Niederlagen hagelte. Das Schlusswort hatte Pascal Wiewrodt: „Wir leben noch.“
Vor dem Spiel richteten die Atlas-Fans einen Dank an den zurückgetretenen Vorsitzenden Manfred Engelbart, der hier über den Rasen spaziert. FOTO: ROLF TOBIS
Bereits am Mittwoch kommt es um 18:00 Uhr zum Halbfinalkracher im Krombacher Niedersachssenpokal gegen den VfB Oldenburg aus der 3. Liga. Der Vorverkauf läuft bereits auf Hochtouren, es sind schon reichlich Karten im Vorfeld abgesetzt worden, sowohl auf Delmenhorster als auch auf Oldenburger Seite. Seid dabei und sichert euch eure Eintrittskarte vorab an den bekannten Vorverkaufsstellen, um diesen Pokalfight um den Einzug ins Finale nicht zu verpassen.
vom 24.04. - 30.04.23
Mo | 24.04. | 18:00 Uhr | Stadion Nebenplatz |
Di | 25.04. | 18:00 Uhr | Stadion Nebenplatz |
Mi | 26.04. | 18:00 Uhr | SVA - VfB Oldenburg |
Do | 27.04. | 18:00 Uhr | Stadion Nebenplatz |
Fr | 28.04. | kein Training | |
Sa | 29.04. | 10:00 Uhr | Stadion Nebenplatz |
So | 30.04. | 14:00 Uhr | Eintr. Norderstedt - SVA |
SV Atlas
SSV Jeddeloh
Regionalliga Nord · 33. Spieltag