„Drei der vier Tore, die wir zugelassen haben, waren komplette Geschenke“, sagte SVA-Trainer Key Riebau über die Partie gegen mutige und engagierte Oldenburger, die als Formtest diente: „Wir haben das Spiel dominiert, nur in den 15 Minuten nach dem 1:2 waren wir zu statisch.“ Der 31-Jährige hatte 17 Feldspielern und den Torwarten Rico Sygo und Florian Urbainski mindestens 30 Minuten Spielpraxis gegeben. Winter-Neuzugang Dominik Schmidt, dessen Verpflichtung der SV Atlas am 30. Januar bekanntgeben hatte, feierte in der ersten Halbzeit ein 45-minütiges Debüt im Atlas-Trikot – und hinterließ einen guten Eindruck. „Er wird uns auf jeden Fall weiterhelfen“, lobte Riebau: „Kommunikation ist da ein Stichwort. Und man sah, dass er sofort die vorderen Spieler gesucht hat.“ Ex-Werder-Profi Schmidt, der vom Drittligisten MSV Duisburg nach Delmenhorst gewechselt war, kam als Innenverteidiger in der Atlas-Viererabwehrkette zum Einsatz.
Im Atlas-Aufgebot fehlten die Langzeitverletzten Philipp Eggersglüß, Luca Liske, Efkan Erdogan und Nick Köster. Zudem wurde der angeschlagene Kristian Taag geschont. Köster, Mannschaftskapitän, der sich im zurückliegenden September während des Regionalliga-Punktspiels beim SSV Jeddeloh (0:0) einen Riss des Syndesmosebandes und weiterer Bänder im Sprunggelenk zugezogen hatte, ist optimistisch, dass er in naher Zukunft aufs Feld zurückkehren wird. „Ich trainiere schon wieder voll mit“, erzählte er am Samstag. Er wolle aber kein Risiko eingehen, sondern die Verletzungen komplett auskurieren. „Vielleicht kann ich aber ja am kommenden Wochenende ein paar Minuten spielen“, sagte der 30-jährige Mittelfeldspieler. Dann will der SVA die Serie der Vorbereitungspartien für den zweiten Teil der Pflichtspiele, der am zweiten März-Wochenende beginnt, fortsetzen: am Samstag gegen den VfB Oldenburg (Meister der Süd-Gruppe der Regionalliga Nord) und am Sonntag gegen den 1. FC Egestorf/Langreder, der sich als Meister der Staffel Hannover/Braunschweig der Oberliga Niedersachsen für die Aufstiegsrunde zur vierten Liga qualifiziert hat. Dort wird der 1. FC übrigens auf den VfL Oldenburg treffen, der in der Staffel Weser-Ems/Lüneburg Rang fünf erreicht hatte.
Im dritten Testspiel auf dem Weg in die Meisterrunde begannen die Delmenhorster auf dem Kunstrasenplatz in Oldenburg ganz stark. In Ballbesitz starteten sie aus einem geduldigen, aber zielstrebigen Aufbau heraus eine Reihe von vielversprechenden Angriffen. Kam der VfL in Ballbesitz stoppte die SVA-Elf die meisten von dessen Offensivbemühungen bereits im Ansatz. Folgerichtig ging Delmenhorst in Führung. Baloki traf per Kopf nach einem Eckball, den Florian Stütz von der linken Seite in den Strafraum geschlagen hatte. Atlas verpasste es anschließend allerdings, die Führung auszubauen.
Ein Missverständnis zwischen Sygo und Außenverteidiger Oliver Rauh, die nach einem Oldenburger Steilpass erst zögerten und dann gleichzeitig zum Ball gingen, leitete den Ausgleich ein. Nach dem Pressschlag kam der Ball zu Janßen, der diesen nur noch ins leere Tor schieben musste (23.). In die Kategorie unglücklich gehörte aus Delmenhorster Sicht auch das zweite VfL-Tor. Der Gastgeber hatte Mika-Lasse Nienaber in der 29. Minute in eine gute Position im Atlas-Strafraum gespielt. Rauh spitzelte die Kugel gerade noch weg, wurde vom Fuß des Oldenburgers am Unterschenkel getroffen. Schiedsrichter Sercan Yücsel bewertete den Zweikampf als Foul des Delmenhorsters. Lamayer verwandelte den Strafstoß (30.).
Atlas geriet nach dem zweiten Gegentreffer eine Zeit lang aus dem Rhythmus. Das Team leistete sich gegen ebenfalls oft weit vorn angreifende Oldenburger einige Fehlpässe, verlor zudem die Entschlossenheit in Zweikämpfen. Das rächte sich kurz nach dem Seitenwechsel durch das dritte Geschenk, von dem Riebau gesprochen hatte. Innverteidiger Kerem Sari verlor den Ball an Brinkmann, der alleine auf Sygo zulief und diesem mit einem platzierten Schuss keine Chance ließ (53.).
Dieses Gegentor warf die Atlas-Spieler aber nicht aus der Bahn. Die Mannschaft fand trotz vieler Einwechselungen zu ihrem Spiel der ersten halben Stunde zurück. Das zahlte sich aus. Stefandl schob einen Stütz-Freistoß in die lange Ecke des VfL-Tores (60.). Das zuvor deutlich gewachsene Selbstbewusstsein der Oldenburger blieb trotzdem groß. Keine 120 Sekunden nach dem Anschlusstreffer köpfte Brinkmann eine klasse Flanke unhaltbar für den kurz zuvor eingewechselten Atlas-Keeper Urbainski zum 4:2 ins Netz (62.).
Beide sowieso schon in hohem Tempo agierenden Mannschaften drückten noch einmal kräftig aufs Gaspedal. Sie spielten in den letzten, immer noch kräftigen Böen des Orkantiefs Zeynep vor allem in der Offensive auf gutem Niveau. Die Delmenhorster setzten voll auf Angriff, sie bestimmten fortan das Geschehen. Innerhalb von nur zwei Minuten glichen sie aus. Stefandl traf nach einem flach gespielten Eckball von Tobias Steffen aus 14 Metern (68.), wenig später verwertete Janssen einen schönen Steilpass von Steffen (70.). Atlas kombinierte sich noch einige weitere Torchancen heraus, geriet allerdings auch bei manchem Konter des VfL in Schwierigkeiten. Das dürfte der Schwerpunkt der nächsten Trainingseinheiten sein. „Wir müssen ganz stark daran arbeiten, dass wir in der Rückwärtsbewegung kompakter sind“, erklärte Riebau: „Wir haben den Schalter nach Ballverlusten zu langsam umgelegt.“
Titelbild und Bildergalerie: André Klattenhoff/SVA
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