Ein Bericht vom
von Daniel Niebuhr
Der SV Atlas hatte mit Corona im vergangenen Jahr alle Hände voll zu tun, was sich nicht nur auf die überall üblichen Regeln beschränkte. Die Delmenhorster wurden wegen Infektionen im Team vom Gesundheitsamt im Spätsommer und Herbst gleich zweimal in Quarantäne geschickt, ein Grund dafür, warum sie die wenigsten Spiele aller deutschen Regionalligisten austragen konnten, ehe der Lockdown den Spielbetrieb unmöglich machte – nämlich sieben.
Man weiß in Delmenhorst also, wovon man redet, wenn es um die Vorzüge einer Impfung geht. Mitte des Monats kam dann noch eine weitere Episode dazu, als das Spiel gegen den FC Oberneuland abgesagt wurde, weil wiederum die Bremer in Quarantäne mussten. Ähnliches kann Atlas, wie Leistungsfußball-Leiter Bastian Fuhrken erklärt, kaum noch passieren. Denn: Die Delmenhorster, die am Samstag mit einem 1:1 bei Hannover 96 II in die Saison gestartet sind, sind annähernd durchgeimpft. Aus der Mannschaft und dem Umfeld – zusammen 33 Personen – haben 28 bereits den vollen Impfschutz, weitere sind auf dem Weg dahin. Im Falle eines dennoch nicht ausgeschlossenen Ausbruchs, müssten die Geimpften dann – im Gegensatz zu den Ungeimpften – nicht für zwei Wochen in Quarantäne. Und Atlas könnte antreten.
Der Sportchef wirbt im Sinne des Spielbetriebs auch deshalb gerade bei Fußballern für die Impfung. „Ich bin der Meinung, dass die Liga – egal welche – nur durchgespielt werden kann, wenn die Mehrzahl der Spieler geimpft ist“, sagt Fuhrken. „Wenn es wieder losgeht wie letztes Jahr, dass Mannschaften nicht antreten können, werden wir es nicht zu Ende bekommen. Und die Quarantäne gehört zu den Spielregeln aktuell – ob es einem gefällt oder nicht.“
Für Oberneuland ist der Schaden da, der Club hat nun – weil auch die Partie gegen den VfB Oldenburg ausgefallen ist –, im September wohl ausschließlich englische Wochen, weil auch der Landespokal noch dazu kommt. „Das ist knallhart und tut mir bei aller Rivalität sehr leid für Oberneuland“, sagt Fuhrken. Selbst in der Bezirksliga hat Corona bereits Einfluss auf den Spielplan. Der FC Hude muss nach der aktuell laufenden Quarantäne mindestens zwei Spiele an Wochentagen einstreuen – noch ist das allerdings zu verkraften. „Aber für jeden Verein ist es existenziell, dass Sport- und Spielbetrieb angeboten werden kann“, meint Fuhrken.
Fuhrken und seine Kollegen aus der Sportlichen Leitung haben bei Atlas viel mit den Spielern über die Impfung gesprochen. Der Verein wird von den Ärzten Dr. Stephan Spiekermann und Dr. Philip Heitmann unterstützt und beraten. „Das ist ein Privileg“, sagt Fuhrken.
Er selbst hat in seiner Position als Sportchef und Organisationstalent natürlich auch gute Argumente. „Ich versuche, den Spielern zu erklären, was da alles dran hängt. Als junger Mensch macht mich davon vielleicht gar keine Vorstellung“, sagt er und verweist auf das ausgefallene Spiel gegen Oberneuland: „Das ist ja mehr als nur ein abgesagtes Fußball-Spiel. Die Caterer hatten massive Ausfälle, 18000 Stadionzeitungen wurden gedruckt – für ein Spiel, das dann nicht stattfand. Die Sponsoren, die dafür sorgen, dass die Spieler ihre Gehälter bekommen, konnten sich nicht präsentieren. Das sind alles Dinge, die man vermeiden kann.“ Allerdings, auch das stellt er klar, darf niemand unter Druck gesetzt werden. „Ich finde es grenzwertig, wenn man Menschen zu etwas zwingen will. Das kann nicht der richtige Weg sein“, sagt Fuhrken. „Wir versuchen einfach, offen darüber zu reden.“
Im Stadion an der Düsternortstraße gilt aktuell die 3G-Regel, was bedeutet, dass nur geimpften, getesteten und genesenen Menschen Einlass gewährt wird. Für die Heimspiele gegen den VfV Hildesheim in der Regionalliga am Samstag ab 16 Uhr und gegen den VfL Osnabrück am Dienstag ab 18 Uhr wird deshalb um frühzeitiges Erscheinen gebeten. Dauerhaft, bekennt Fuhrken, wird man sich aber „mit der 2G-Regel beschäftigen müssen“. Das würde bedeuten, dass nur noch Geimpfte und Genesene ins Stadion dürfen, wie es der 1. FC Köln in der Bundesliga bereits für Erwachsene praktiziert: „Corona ist nun einmal da. Dafür kann niemand etwas, wir auch nicht.“
Titelbild: Rolf Tobis