Ein Bericht vom
von Daniel Niebuhr
Manfred Engelbart hat im Überbringen froher Botschaften wohl so viel Routine wie kaum ein anderer Delmenhorster, der Vorsitzende des SV Atlas hatte in seiner Amtszeit die Ehre, schon diverse historische Erfolge des Clubs moderieren zu dürfen – das Jahrhundertspiel im DFB-Pokal gegen Werder Bremen und der Aufstieg in die Fußball-Regionalliga seien mal exemplarisch genannt. Natürlich hatte er auch am Sonntag wieder eine gute Nachricht dabei: Kurz vor dem offiziellen Trainingsauftakt des Fußball-Regionalligisten, der zum ersten Mal auf dem Hauptplatz des Stadions an der Düsternortstraße stattfand, drehte Engelbart eine Runde vor der Tribüne und verkündete, dass alle Getränke und Bratwürste an diesem heißen Nachmittag aufs Haus gehen, wofür er zurecht mit Applaus bedacht wurde.
Dass es sich lohnen würde, einen Blick auf die neue Mannschaft zu werfen, hatte sich aber offenbar schon vor Engelbarts Einladung in Delmenhorst herumgesprochen. Rund 120 Schaulustige, darunter Oberbürgermeister Axel Jahnz, kamen zur Ouvertüre der Vorbereitung; eine Zahl, die man kurz einordnen sollte. In der Saison 2019/20, der letzten ohne Besuchereinschränkungen, gab es in der Regionalliga zum Beispiel acht Punktspiele mit weniger Zuschauern als Atlas am Sonntag beim Training hatte.
Sie bekamen 21 Spieler und mit Julian Stöhr, Cerruti Siya, Philipp Eggert, Tobias Steffen und Kerem Sari alle fünf Neuzugänge zu sehen.
Eine wichtige Personalie war aber nicht dabei. Trainer Key Riebau war aus guten Gründen ortsabwesend, er fuhr am Morgen zur Geburt seines Kindes in den Kreißsaal. "Das ist mal ein schöner Anlass, um das Training zu schwänzen", fand Lars Möhlenbrock, der zusammen mit seinem Co-Trainer-Kollegen Malte Müller die Einheit leitete.
Ein "prägendes Erlebnis", wie Möhlenbrock es sagte, sollte die erste Begegnung mit den Fans vor allem für die dazu gekommenen Spieler sein – und das wurde es auch. Als die Mannschaft ihre Aufwärmrunden drehte, wurde klar, dass das Publikum nicht nur wegen der laut Müller "Mallorca-ähnlichen" Sommerfest-Atmosphäre gekommen war. Das Team wurde erst lautstark beklatscht und dann mit Schlachtrufen gefeiert. "Ich hatte ein bisschen Gänsehaut. Das sind geile Momente", sagte Leistungsfußball-Leiter Bastian Fuhrken, dem man seine gute Laune über den Neustart unschwer ansah: "Endlich konnten wir mal wieder die Tore aufschließen und die Leute begrüßen." Es war allerdings der vorerst letzte Auftritt im Stadion, das wegen der Laufbahnsanierung für einige Wochen gesperrt wird.
Beim Trainingsspiel Neun-gegen-Neun gab es auch die ersten Erkenntnisse zu sammeln, unter anderem dass Angreifer Marek Janssen auch nach langem Lockdown und bei 27 Grad im Schatten bullig ist wie eh und je. Er erzielte die ersten beiden Tore in unnachahmlicher Hau-ihn-halt-rein-Manier und verdiente sich Szenenapplaus. Sein Sturmkollege Dimitrios Ferfelis durfte nicht mitmischen, weil er angeschlagen war, und beließ es ebenso bei Lauf- und Dehnübungen wie Florian Stütz, der sich im Niedersachsenpokal-Viertelfinale gegen den SV Meppen verletzt hatte und in zwei bis drei Wochen wieder voll einsteigen will.
Für die restlichen Spieler wird es ab Montag ernst, wenn es hauptsächlich um den Aufbau der Fitness geht, der klassischerweise eine Menge Laufkilometer erfordert. "Wir ziehen die Zügel an. Die Jungs werden schwitzen", kündigt Möhlenbrock an.
Der erste Test soll am Donnerstag ab 18.30 Uhr auf der Anlage des Delmenhorster TB gespielt werden, doch sicher ist das nicht, nachdem die A-Junioren des JFV Nordwest und danach diverse Ersatzgegner abgesagt haben. Am Samstag, 3. Juli, trifft Atlas in jedem Fall beim Blitzturnier des TuS Heidkrug auf den Gastgeber und den Bremen-Ligisten Brinkumer SV, der nach seinem 2:0-Halbfinalsieg über die SG Aumund-Vegesack am Mittwoch gegen den Bremer SV um den Landespokal spielt.
Fotos: André Klattenhoff