Der SV Atlas will keinen Proficlub imitieren

Der SV Atlas will keinen Proficlub imitieren

Oberliga 06.04.2021

Ein Bericht vom

von Lars Pingel / Foto: Lars Pingel

Stefan Keller, Vorstandsmitglied des SV Atlas Delmenhorst, freut sich über die Treue der Sponsoren des Fußball-Regionalligisten. Er erklärt, wie der Club während und nach der Corona-Pandemie attraktiv bleiben will.

Schon die Bezeichnung seines Ehrenamts lässt erahnen, welche Probleme ihn seit Monaten beschäftigen. Stefan Keller ist als Mitglied des erweiterten Vorstands des SV Atlas Delmenhorst für Marketing und Vertrieb zuständig. Interimsweise hat er zudem den Posten für Kommunikation und Medien übernommen. Doch wie schafft er es, den Verein für Sponsoren und Unterstützer attraktiv zu halten, wenn dessen Aushängeschild wegen der Pandemie zum zweiten Mal und inzwischen seit fast einem halben Jahr mit seiner Hauptaufgabe, den Punktspielen in der Fußball-Regionalliga, nicht in der Öffentlichkeit präsent sein darf? Keller antwortet zunächst mit einem Dankeschön: „Die Unterstützung, die wir erfahren, ist beeindruckend“, schwärmt er: „Das sage ich nicht, weil ich es sagen muss, sondern weil es so ist." 

Verein möchte Kommunikationsplattform bieten

Die Unterstützung für den SV Atlas sei trotz der Corona-Krise im Grunde ungebrochen, sagt Keller dann. Dies sei neben der großen Treue der Sponsoren auch das Ergebnis vieler Gespräche, die nicht nur er führt. „Alle Vorstandsmitglieder, viele ehrenamtliche Helfer und der Trainerstab engagieren sich. Du hältst die Leute nur über Kommunikation zusammen“, lobt Keller: „Das ist auch der Weg, den wir gehen werden, um das alles weiterzuentwickeln.“ Der Verein setze darauf, dabei zu helfen, Netzwerke zu knüpfen, in denen sich Win-Win-Situationen ergeben. Ein gutes Beispiel sei der „SV Atlas Club“, der im Juni 2020 gegründet worden ist und dem bereits mehr als 100 Menschen angehören würden. Er sei auch eine Kommunikationsplattform für Förderer und Sponsoren.

Stefan Keller glaubt, dass die Zuschauerzahlen steigen werden

Der Aufstieg in die Regionalliga im vergangenen Sommer habe die Attraktivität des Vereins natürlich erhöht, erzählt Keller. „Wenn Du gegen den VfB Oldenburg, vor in normalen Zeiten vielleicht 5000 Zuschauern, oder den SV Werder II spielen kannst, ist das schon etwas Besonderes. Doch wir haben ja schon immer einen großen Zuspruch: Gegen Kickers Emden in der Oberliga waren auch 1800 Fans im Stadion“, sagt er. Der SV Atlas sei zu einer Marke, zu einem Produkt der Stadt geworden. Er glaube, ergänzt Keller, dass die Zuschauerzahlen sogar steigen werden, sollten die Impfkonzepte greifen und im Spätsommer wieder Spielbetrieb möglich sein. „Ich habe das Gefühl, dass die Distanz der Fans zum Profifußball größer geworden ist. Wir sind die letzte Instanz davor, wir sind noch sehr anfassbar“, erklärt er.

Netzwerk soll auch funktionieren, wenn der SV Atlas nicht spielt 

Das Motto „Wir für Delmenhorst“, unter das der Verein seine Aktivitäten im August 2019 gestellt hat, werde weiter im Mittelpunkt der Bemühungen stehen, um die Beziehungen zu den vorhandenen Sponsoren zu pflegen und neue Unterstützer zu gewinnen. Es sei ein Erkennungsmerkmal des SV Atlas, dass er nicht einen oder zwei große Mäzene habe, sondern viele lokale Förderer, was auch das Risiko minimiert, in große Schwierigkeiten zu geraten, wenn einer abspringt. Den Atlas-Unterstützern würde etwas Besonderes geboten, sagt Keller: „Wir bringen Spieler, Fans und Sponsoren ganz eng zusammen.“ Wichtig dafür sei eben der SV Atlas Club, dem Sponsoren automatisch angehören und der zudem zwei weitere Mitgliedschaften anbietet, mit denen der Verein unterstützt wird. Beide sind verbunden mit mindestens einer Sitzplatz-Dauerkarte. Rund um ein Punktspiel werden Möglichkeiten geboten, Kontakte zu knüpfen und zu halten, die durchaus auch geschäftlicher Natur sein sollen, erklärt Keller. Außerdem organisiert der Verein weitere Veranstaltungen: „So kann jedes Mitglied einen Mehrwert generieren.“ Dieses Netzwerk solle auch agieren und funktionieren, „wenn der SV Atlas nicht spielt“. 

„Für uns ist die Regionalliga das, was für Union Berlin die Bundesliga ist.“Stefan Keller, Vorstand Marketing und Vertrieb des SV Atlas.

Keller freut sich, dass er bei seiner Arbeit viel Unterstützung bekommt – nicht nur aus dem Vorstand. „Ein Beispiel ist unser Trainer Key Riebau. Er macht sich ganz viele Gedanken darüber, wie wir unsere Unterstützer erreichen können, wenn der Spielbetrieb so wie jetzt unterbrochen ist“, erzählt Keller. Das zeige, dass es niemand im SVA für selbstverständlich hält, wie gut der Verein unterstützt wird. Ohne, das verhehlt der Vorstand Marketing und Vertrieb nicht, sei Fußball auf dem Niveau, das der SV Atlas seit seiner Wiedergründung im Jahr 2012 inzwischen erreicht hat, allerdings nicht mehr möglich. "Das galt übrigens schon für die Oberliga", merkt Keller an: „Für uns ist die Regionalliga das, was für Union Berlin die Bundesliga ist.“

SV Atlas will seine Identität nicht verlieren

Die Geschwindigkeit, in der die Atlas-Teams die Aufstiege erspielt haben, stellten den Verein schon vor größere Herausforderungen, gibt Keller zu. „Aber: Wer auf dem Fußballplatz nicht ambitioniert ist, ist nicht glaubwürdig“, erklärt er: „Wir müssen aber auch neben dem Platz regionalligareif sein.“ Auf diesem Weg dürfe der SV Atlas seine Identität aber nicht verlieren, sagt Keller: „Deshalb gehen wir zum Beispiel auch ganz offen damit um, was die Mitgliedschaft im SV Atlas Club kostet.“ Und deshalb werde im Verein kein Unterschied in der Wertigkeit gemacht: „Jeder einzelne Stadionbesucher ist uns genauso lieb wie ein SV-Atlas-Club-Mitglied.“ Regionalligareif, ergänzt Keller, „heißt eben nicht, dass ich versuchen muss, einen Proficlub zu imitieren“. Für „seinen“ Verein sei das sogar völlig falsch. „Dann verlieren wir nämlich unsere lokalen Sponsoren und unsere Fans“, erklärt er und fügt hinzu: „Das riskiert im SV Atlas niemand.“ 

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