Große Bühne mit kurzen Wegen

Große Bühne mit kurzen Wegen

Oberliga 30.06.2020

NACH DEM REGIONALLIGAAUFSTIEG

Ein Bericht vom

von Daniel Niebuhr

Der Aufstieg des SV Atlas Delmenhorst kostet die Stadt erst einmal Geld, bringt dafür aber auch eine Menge Aufmerksamkeit – selbst ein Livespiel im Free-TV ist denkbar. Für die Fans reduzieren sich die Reisekilometer dramatisch.

Frohe Kunde soll man nicht für sich behalten – das dachte sich wohl Manfred Engelbart, als er am Sonntag ein frisch bedrucktes Plakat an der Autobahnabfahrt Hasport aufhängen ließ. Wer von dort die Delmenhorster Grenze passiert, kann den neuen Status, den der von ihm geführte Fußball-Verein für die Stadt just erkämpft hat, kaum übersehen. "Ab sofort: Regionalliga-Stadt", steht dort gelb auf blau. Für alle, die es noch nicht wissen.

Seit dem 27. Juni ist der Delmenhorster Fußball nach 21 Jahren wieder viertklassig, an diesem Tag ist der Aufstieg des SV Atlas in die Regionalliga durch den Abbruch der Saison 2019/20 offiziell geworden. Dass der vor acht Jahren wiedergegründete Club inzwischen Dimensionen erreicht hat, die auch Folgen für die Stadt haben, ist bereits nicht mehr zu leugnen: 250.000 Euro fließen in das Stadion an der Düsternortstraße, um die Lizenzauflagen erfüllen zu können, weiteres Geld wird nötig sein, um als Standort der höchsten deutschen Amateurliga weiterhin infrage zu kommen – denn dann braucht es Flutlicht. 

Auf einer Stufe mit zehn Ex-Bundesligisten

Die Stadt bekommt von Atlas dafür allerdings auch eine Aufmerksamkeit, die man in ihrer Gesamtheit nur mit dem Jahrhundertspiel im DFB-Pokal gegen Werder vergleichen kann. Als Viertligist ist Atlas in einer Gesellschaft angekommen, in der sich große Namen tummeln – allein zehn ehemalige Bundesligisten spielen in den vier deutschen Regionalligen, darunter Alemannia Aachen, Rot-Weiß Essen und Kickers Offenbach – dazu kommt der zehnfache DDR-Meister BFC Dynamo. Die Nord-Staffel wird zwar in zwei Elfer-Gruppen aufgeteilt, deren Zusammensetzung noch nicht feststeht – einige Gegner kann man aber schon ziemlich sicher benennen. Neben dem VfB Oldenburg, dem FC Oberneuland, dem BSV Rehden und dem SSV Jeddeloh werden auch Bundesliga-Nachwuchsmannschaften in Delmenhorst auflaufen – unter anderem die U23 von Werder Bremen. "Jetzt freuen wir uns auf tolle Derbys", sagt Kapitän Nick Köster. "Ich finde eine geteilte Regionalliga sehr reizvoll. Ich brenne darauf, unter anderem gegen meine Ex-Vereine VfB Oldenburg und SSV Jeddeloh zu spielen." Leistungsfußball-Leiter Bastian Fuhrken hat sportlich vor allem Respekt von den Proficlubs: "Wenn du gegen Werder oder Hannover 96 spielst, weißt du nie, wer da aufläuft."

Live bei Sport1?

Delmenhorst darf sogar mal wieder auf ein Gastspiel im Free-TV hoffen. Die kommende Saison ist vielleicht die letzte, in der Sport1 noch Regionalliga-Spiele live überträgt – danach läuft jedenfalls der aktuelle Vertrag aus. 18 Partien hat der Sender in der abgebrochenen Spielzeit gezeigt. Auch die Stadien werden voller sein: Die Spiele der Regionalliga verfolgten zuletzt rund 760 Fans im Schnitt, in der Oberliga waren es nicht einmal halb so viele. Dass Atlas mit rund 1100 Zuschauern pro Partie Spitzenreiter war und damit in der Regionalliga Fünfter gewesen wäre, hat wohl eine Rolle bei der Zustimmung der zukünftigen Gegner gespielt, in der Corona-Saison überhaupt Aufsteiger zuzulassen. "Ich glaube, dass sich viele auf Atlas freuen", sagt Vorsitzender Manfred Engelbart. 

Mehr Derbys, kürzere Anreisen

Kein Oberligist im Norden wird von einem so großen Anhang begleitet wie Atlas, für immerhin vier Auswärtsgegner war die Partie gegen die Delmenhorster die am besten besuchte der Saison. Und die Reiselust wird nicht nur wegen der Klasse der Gegner wohl noch zunehmen. In der Oberliga hatte Atlas allein 13 Auswärtsfahrten mit mehr als 100 Kilometern Anreise zu bewältigen; bei der voraussichtlichen Regionalliga-Einteilung, die Atlas nach Süden unter anderem zum TSV Havelse und der U23 des VfL Wolfsburg schicken würde, wären es maximal noch fünf. Gleich zweimal wird es wohl in die Nachbarstadt Bremen gehen, je einmal in den Nachbarkreis Diepholz, nach Oldenburg und ins Ammerland.

Unklar ist nach wie vor, wann es wieder losgehen kann. Offiziell planen die Verbände mit einem Saisonstart Anfang September, Regionalligaausschuss-Vorsitzender Reenald Koch glaubt aber eher an eine Pause bis Oktober. Der ungewissen Lage wird auch mit der Zweiteilung der 22 Teams starken Liga Rechnung getragen, die nach einem Durchgang Jeder-gegen-Jeden in eine Zehner-Meister- und eine Zwölfer-Abstiegsrunde  aufgespalten wird. Falls sich die Infektionszahlen wieder erhöhen, könne man die Vorrunde auch nach einer Einfachrunde beenden, um Zeit gewinnen, wie Spielleiter Jürgen Stebani erklärt. "Je nach Verfügungslage des Bundes und der Länder, muss der Beginn des Spielbetriebs zu unterschiedlichen Zeitpunkten geplant werden", sagt der Verband.

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