Ein Bericht vom
von Frederik Grabbe und Daniel Niebuhr
Die Fußballer des SV Atlas Delmenhorst sind das Warten inzwischen gewohnt. Noch drei quälende Wochen muss der Club überstehen, bis der Aufstieg in die Fußball-Regionalliga nach dem Verbandstag des Niedersächsischen Fußball-Verbandes feststehen soll – und auch aus der Baustelle Stadion wird eine Hängepartie. Die Stadt möchte dem Verein 250.000 Euro zur Verfügung stellen, um damit die Spielstätte regionalligatauglich zu machen – in der Sitzung des Sport- und Kulturausschusses am Donnerstag gab es von der Politik dazu zwar reichlich Fragen, aber keine Entscheidung. Der Verwaltungssausschuss soll in seiner nächsten, nicht-öffentlichen Sitzung am Montag dem Rat nun eine Empfehlung geben.
Die Zeit sitzt Stadt und Verein im Nacken. Bis zum 22. August, so Olaf Meyer-Helfers, Fachbereichsleiter für Bildung, Sport und Kultur, müssen die Mindestvoraussetzungen erfüllt sein – nur unter dieser Auflage hatte Atlas die Regionalliga-Lizenz am Mittwoch erhalten. Die Fraktionen wunderten sich vor allem über den Plan, den Verein die Baumaßnahmen mit dem Geld selbst durchführen zu lassen, obwohl das Stadion der Stadt gehört. "Niemand will den Aufstieg von Atlas in die Regionalliga verhindern oder seine Leistung in den vergangenen Jahren schmälern", sagte Gabi Baumgart (SPD & Partner) exemplarisch für viele andere Ausschussmitglieder. "Aber das Thema wirft etliche Fragen auf."
Bei Bauarbeiten mit städtischem Geld auf städtischem Grund wäre unter anderem unklar, wie es rechtlich aussieht, vor allem in versicherungstechnischen Fragen der Haftung. Was erhält die Stadt eigentlich an Nutzungsgebühren oder aus dem Kartenverkauf zurück? Der Eigenanteil, nach dem ebenfalls gefragt wurde, wird sich beim ehrenamtlich geführten SV Atlas in Arbeitsstunden messen lassen: Mindestens 500 davon werde es brauchen, wie der Verein schätzt.
Auf viele Fragen hatte Meyer-Helfers allerdings noch keine Antworten, er sagte aber zu, sie so komplett wie möglich bis zum nächsten Verwaltungsausschuss vorzulegen. Grundsätzlich geht es darum, dass bis August drei Dinge zwangsweise erfüllt sein müssen, so der Fachbereichsleiter: die Einzäunung des Gästebereichs, eine Spielfeldsicherung, die aus Zäunen oder aufstellbaren Netzen bestehen könnte (Beeinträchtigungen für Leichtathleten sollen nicht entstehen), und eine Lautsprecheranlage, die aber nicht von den 250.000 Euro bezahlt werden soll. Laut Meyer-Helfers ist in einem Gespräch mit Vereinsvertretern von Oberbürgermeister Axel Jahnz zugesagt worden, Atlas bei diesen zwangsweise erforderlichen Punkten zu unterstützen. Bei weiteren aufschiebbaren Projekten wie Flutlicht und einem Physiotherapeuten- oder Ärzteraum sei in erster Linie der Verein gefragt. Das, so Meyer Helfers, entspreche dem üblichen Vorgehen anderer Kommunen in der Region.
Allerdings ist die Liste weiterer Anforderungen lang. Darauf wiesen Gabi Baumgart (SPD & Partner) und Antje Beilemann (fraktionslos) hin und wollten wissen, was da dennoch für die Stadt bei den Kosten folgen könnte. Meyer-Helfers machte deutlich, dass später erforderliche Umbauten durchaus von der Stadt finanziert werden könnten – etwa was die veralteten Umkleidekabinen angeht. Denn diese Umbauten kämen auch anderen Sportlern zugute und wären damit gemeinnützig. Der Jugendhilfeausschuss hatte gerade beschlossen, 360.000 Euro, die aus dem Integrationsfond dazu verwendet werden sollten, in den Bau der Kita Moorkamp zu stecken.
Wenngleich deutlich wurde, dass für den SV Atlas als "Aushängeschild der Stadt, dessen Leistungen gewürdigt werden müssen" (Uwe Dähne, Grüne & Partner), viel Sympathie besteht, war eine gehörige Portion Skepsis nicht zu verkennen. Angesichts der Vielzahl offener Fragen brandmarkte Antje Beilemann die Vorlage der Stadtverwaltung als "nicht beschlussreif". Sie sehe sich nicht imstande, darüber abzustimmen.