Ein Bericht vom
von Daniel Niebuhr
Acht Jahre nach seiner Wiedergründung und dem Neuanfang in der 1. Kreisklasse steht der SV Atlas Delmenhorst vor dem Aufstieg in die Fußball-Regionalliga. Nachdem der Norddeutsche Fußball-Verband angekündigt hat, einer Aufstockung der höchsten deutschen Amateurklasse keine Steine in den Weg zu legen, hat am Mittwochabend der Niedersächsische Fußball-Verband verkündet, die wegen der Corona-Krise unterbrochene Saison 2019/20 abbrechen zu wollen. Die Tabellen werden dann nach dem Punktequotienten gewertet, auf Absteiger wird verzichtet, dafür dürfen Teams auf Aufstiegs- und Relegationsplätzen aufsteigen – und Atlas steht in der Oberliga Niedersachsen auf Relegationsplatz zwei. Die Verbandsspitze, die aus den Präsidiumsmitgliedern und den Vorsitzenden der 33 Kreise besteht, wird einen entsprechenden Antrag stellen.
Offiziell ist die Delmenhorster Rückkehr in die Viertklassigkeit nach 21 Jahren noch nicht. Zunächst muss der Norddeutsche Verband die Saison auch offiziell abbrechen, und dann müssen die niedersächsischen Vereine auf dem außerordentlichen Verbandstag am 27. Juni dem Vorschlag eines Abbruchs mit Wertung und ohne Absteiger zustimmen – doch das gilt als höchst wahrscheinlich. Schließlich hatten sich mehr als zwei Drittel der Clubs bereits für einen Abbruch ausgesprochen. Zuletzt hatten die Vereine auf einem Webinar des Verbandes am Samstag erneut auf ein Ende der Spielzeit und eine Wertung mit Aufstieg gedrängt – und die Verbandsspitze, die die Ligen eigentlich bis September einfrieren wollte, überzeugt.
Der Antrag des Vorstands wird voraussichtlich der einzige sein, der zur Wahl steht. Die anderen drei möglichen Szenarien – Wertung mit Absteiger, Annullierung oder Fortsetzung ab September – sind vom Tisch. Andere Vereine könnten allerdings bis drei Wochen vor dem Verbandstag einen eigenen Antrag einbringen.
Atlas-Vorsitzender Manfred Engelbart verwies darauf, dass der Aufstieg noch nicht amtlich ist, bekannte aber: "Mir ist schon ein wenig flau im Magen. Es zeichnet sich ab, dass wir tatsächlich bald Regionalligist sind – das ist schon krass." Als die Nachricht vom Vorschlag des NFV durchdrang, habe der Vereinsvorstand nach einer Sitzung "zum ersten Mal in meiner Amtszeit ein Bier getrunken". Für ihn gibt es zum vorgesehenen Antrag keine Alternative: "Es ist die fairste Lösung."
Distelrath warf allerdings ein, dass eine Wertung ohne Abstieg spieltechnische Konsequenzen für die kommende Saison hat und eine große Herausforderung für die jeweiligen Spielausschüsse darstellt: „Wir müssen darauf achten, dass kein Verein und keine Mannschaft überfordert wird. Deshalb wird es zum Beispiel hinsichtlich der Planung der Saison keine Denkverbote geben."
Sollte es so kommen, wie alle vermuten, wäre Atlas am 27. Juni tatsächlich Regionalligist – es wäre der fünfte Aufstieg in acht Jahren. In der Regionalliga warten unter anderem der VfB Oldenburg, der BSV Rehden und der SSV Jeddeloh, dazu auch die U23-Teams von Werder Bremen, dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli. Die Nord-Staffel wird voraussichtlich mit 22 Mannschaften starten, der Norddeutsche Fußball-Verband arbeitet bereits an einem Vorschlag, wie der Spielbetrieb aussehen könnte. Auch die zweite Atlas-Mannschaft dürfte demnach aufsteigen, sie führt ungeschlagen die Fußball-Kreisliga an.
Titelbil: Rolf Tobis