Es war ein wenig schade um das schöne Jacket, doch Manfred Engelbart wird es egal gewesen sein. Der Vorsitzende des SV Atlas ist bekannt für seine Nähe zur Mannschaft, speziell wenn es etwas zu Feiern gibt – natürlich war der Unternehmer auch beim Niedersachsenpokalsieg in Hannover mittendrin. Dass er diverse Getränke abbekam, gehörte dazu.
Foto: Rolf Tobis
Der Unterschied zum großen Rest der Partygesellschaft ist allerdings: Engelbart hat deutlich weniger Zeit, den größten Erfolg der Vereinsgeschichte zu genießen. Das Jacket war kaum getrocknet, da dachte der Clubchef schon an die kommenden Aufgaben, die eine Nummer größer werden als alles, was Atlas bisher meistern musste. In weniger als drei Wochen wird in Dortmund die erste Runde im DFB-Pokal ausgelost, die zwischen dem 9. und 12. August ausgespielt wird. Bis dahin gibt es einige Fragen zu klären.
Kann Atlas im DFB-Pokal im – vornehm ausgedrückt – in die Jahre gekommenen Stadion an der Düsternortstraße spielen? Und dazu gab Engelbart ein klares Bekenntnis ab – für Delmenhorst. „Wir werden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um in unserer Stadt zu bleiben“, sagte der Vorsitzende. Vorbild sei der SV Drochtersen/Assel, der im Vorjahr Bayern München empfing, das Spiel mit beispiellosem Aufwand auf der heimischen Anlage austrug – und beim 0:1 bis zehn Minuten vor Schluss ein 0:0 hielt. 7800 Fans waren damals dabei, so viele kann man in Delmenhorst nicht unterbringen. Das Stadion in Düsternort fasst 5999 Zuschauer.
Allerdings ist das für Engelbart nicht der entscheidende Punkt. Bei einem großen Gegner könnte ein Umzug ins Oldenburger Marschwegstadion ins Spiel kommen, was ein größeres Publikum möglich machen und die Einnahmen erhöhen würde. Doch Engelbart winkt ab: „Wir werden nicht des Geldes wegen nach Oldenburg gehen.“ Das Bremer Weserstadion ist zu groß, um eine ernste Option zu sein, findet er: „Man könnte höchstens dann darüber reden, wenn wir gegen Werder spielen.“ Am Mittwoch steht ein Treffen mit der Stadt an, um die Lage zu besprechen:„Die Zeit läuft uns weg.“
Das Delmenhorster Stadion soll nach fast 39 Jahren wieder Schauplatz eines DFB-Pokal-Spiels werden. Foto: Daniel Niebuhr
Engelbart wünscht sich übrigens – wie so viele – die Bayern als Erstrundengegner, allerdings nicht nur aus sportlichen Gründen. Der Rekordmeister und Doublesieger verzichtet als einziger Profiverein auf seine Hälfte der Zuschauereinnahmen, die Gastvereinen im DFB-Pokal zusteht. „Das ist eine große Geste“, findet der Atlas-Vorsitzende.
Unabhängig von den Kartenverkäufen hat Atlas bereits 115 000 Euro an TV-Geldern sicher, doch Engelbart schränkt zügig ein: In die Etat-Spitzengruppe der Oberliga würde man damit noch längst nicht aufsteigen, auch weil Steuern und Prämien für die Pokalsiegermannschaft noch abgezogen werden. Meister HSC Hannover und Vizemeister Eintracht Northeim hätten „das Doppelte zur Verfügung wie wir“. Dass der Geldregen des Club guttut, steht aber außer Frage. „Es macht die Planung der nächsten Saison einfacher, ganz klar“, sagt Engelbart. Man könne vielleicht über Neuzugänge nachdenken, die vorher nicht ins Budget gepasst haben. „In vereinzelten Fällen könnte das passieren.“ Die Aussicht auf ein DFB-Pokalspiel ist bei der Spielerakquise ohne Zweifel auch kein schlechtes Argument.