Vorbildlich. Nick Köster, Mittelfeldspieler des SV Atlas Delmenhorst, ging am Sonntag erneut voran. Er schritt vom Podest, das in Hasbergen aufgebaut worden war, um den Landespokalsieger der Amateure 2019 würdig zu feiern, direkt hinter die große Theke auf dem Gelände der Kartonage am Mühlenkamp. So bekam ein glücklicher Fan der Fußballer, das erste der Getränke – ein Nichtalkoholisches übrigens –, die die Mannschaft als Dank für die Unterstützung ausgab, vom Kapitän. Der hatte am Samstagabend auf dem Rasen des Eilenriedestadions in Hannover die Trophäe von Günther Diestelrath, Präsident des Niedersächsischen Fußballverbands, in die Hand gedrückt bekommen. Nach einem hochklassigen und spannenden Finale zweier Oberligisten, das Atlas mit 3:2 für sich entschieden hatte.
Der Pokal, der zum ersten Mal vergeben worden war, weil der NFV seinen Wettbewerb in zwei Strängen für die Oberligisten und Bezirkspokalsieger (Amateure) und für Regionalliga- und Drittliga-Teams (Sieger SV Drochtersen/Assel) ausgetragen hatte, war in Hasbergen nicht mehr dabei. Er hatte die lange Partynacht in der Atlas-Vereinskneipe "Jan Harpstedt" nicht vollständig überstanden. Die hatte sich bereits eine Stunde nach dem Schlusspfiff in Hannover angekündigt. Aus der SVA-Kabine dröhnte sehr basslastige Musik, ehe es per Bus zurück nach Delmenhorst ging.
"Wir haben nichts geplant", erzählte Spielmacher Musa Karli noch im Stadion lachend: "Wir werden aber mal schauen, dass wir noch etwas machen." Schließlich hatte die Mannschaft Großartiges geleistet:
"Wer hätte vor ein paar Jahren geglaubt, dass einer der Landespokalsieger 2019 aus Delmenhorst kommt?"
Am späten Vormittag danach, präsentierte sich die Mannschaft einigermaßen ausgeschlafen. Der eine oder andere dürfte aber dennoch froh gewesen sein, dass es für sie auf einen Teil einer mobilen Tribüne, und damit auf Sitzplätze, ging. Dort angekommen, wurden alle Spieler, jeder Betreuer, der Vorstand, das Team ums Team und die Trainer Daniel von Seggern und Marco Büsing kräftig abgefeiert. Für Thade Hein war innerhalb der Mannschaft sogar ein eigenes Lied entstanden. Der 20-Jährige hatte sie mit Treffern in der 13. und 40. Minute mit 2:0 in Führung gebracht.
Der Atlas-Vorsitzende Manfred Engelbart bezeichnete Hein derweil "als bestes Beispiel" dafür, was möglich ist, wenn im Delmenhorster Fußball zusammengearbeitet werde: "Er ist aus einer Spielgemeinschaft hervorgegangen." Er habe, erzählte Engelbart weiter, in den zurückliegenden Stunden viele Glückwunsch-Nachrichten erhalten, darunter eine ganze Reihe von anderen Vereinen aus der Stadt. "Das hat mich sehr gefreut", sagte der Atlas-Vorsitzende:
"Wir sind eine Gemeinschaft der Delmenhorster Fußballvereine. Und es geht ja auch nur gemeinsam."
Hein hat, berichtete Engelbart, seinen Vertrag beim SV Atlas um zwei Jahre verlängert. Diese Nachricht löste bei den Fans genauso große Freude aus, wie die, dass das Gleiche für Innenverteidiger Marlo Siech gilt.
Foto: Lars PingelDie Atlas-Verantwortlichen nutzten die Bühne auch dazu, sich nach dem letzten, erfolgreichen Spiel der Saison 2018/19 von einigen Mitglieder der "großartigen Mannschaft, die etwas Unglaubliches, etwas für die Geschichte des Vereins und der Stadt geschafft hat," (Engelbart) zu verabschieden. Das galt für Daniel von Seggern, seit Mitte Mai schon zum zweiten Mal Interimstrainer in dieser Spielzeit. "Er hat Verantwortung übernommen, als es galt, dem Verein zu helfen", schwärmte Engelbart. Von Seggern beurteilte das noch in Hannover, trotz der ganzen Glückseligkeit um ihn herum, völlig gelassen: "Ich gehe zurück zur Kreisliga-Mannschaft. Das ist eine gute Lösung für mich. Alles gut." In Marco Büsing wird auch der zweite Trainer der Finalelf in der kommenden Saison 2019/20 in der Oberliga und der ersten Runde des DFB-Pokals nicht mehr dabei sein. Er verlässt den Verein nach sechs Jahren, um den Bezirksligisten BW Bümmerstede als Chefcoach zu übernehmen. "Ich gehe davon aus, dass ich für das DFB-Pokalspiel Karten bekomme", stellte der 45-Jährige grinsend bereits in Hannover fest. Auch für Physiotherapeut Fabian Wessolek war das Finale die letzte Partie in blau und gelb.
Auf der Bühne gab es auch für die Spieler Patrick Degen (zu Frisia Wilhelmshaven, Bezirksliga) und David Lohmann (zum VfL Wildeshausen, künftig Landesliga) Geschenke und riesengroßen Applaus. Stürmer Aladji Barrie, erst während der Winterpause zum SVA gekommen, wird 2019/20 ebenfalls nicht für die Delmenhorster auflaufen, erklärte Engelbart. Er stand in Hannover nicht im Kader und war schon dort nicht dabei.
In Marek Janssen (BW Papenburg, Landesliga) und Devin Isik (SV Baris Delmenhorst) stehen zwei Zugänge fest. Doch von wem werden sie und ihre Mannschaftskameraden dann trainiert? "Wir führen gute Gespräche", antwortete Engelbart. Mit wem, verriet er nicht, denn: "Es ist noch nichts unterschrieben." Und dann tauchte der Atlas-Vorsitzende ab in die feiernde Menge, die von Mannschaftskapitän Köster und einigen seiner Teamkollegen weiterhin mit Getränken versorgt wurde.