Die Öffentlichkeit muss nicht unbedingt erfahren, was Spieler und Verantwortliche des SV Atlas am Ostermontag noch so alles getrieben und getrunken haben; Oberligafußballer haben schließlich auch ein Recht auf Privatsphäre. Überliefert ist allerdings, dass die drei wichtigsten Entscheider des frischgebackenen Landespokalfinalisten am Dienstagvormittag schon wieder zusammen saßen: zum Katerfrühstück. Vorsitzender Manfred Engelbart hatte Trainer Olaf Blancke und Leistungsfußball-Leiter Bastian Fuhrken zu Gast, man ließ die Ereignisse des Vortags bei Hackepeterbrötchen noch einmal an sich vorbeiziehen.
Durch das 6:5 nach Elfmeterschießen über den Ligarivalen 1. FC Wunstorf war Atlas ins Finale des im Sommer neu geschaffenen Krombacher Niedersachsenpokals der Amateure eingezogen – und zwar, wie inzwischen feststeht, vor einer Rekordkulisse. Offiziell 2400 Zuschauer zitterten im Stadion mit und erlebten vor allem dank Elfer-Killer Florian Urbainski eine der größten Stunden der Vereinsgeschichte. „Diese Dramatik war fast nicht zu toppen“, sagt Fuhrken, der über 100 Glückwunschnachrichten bekommen hat: „Auch von alten Weggefährten, von denen du es nicht erwartet hättest.“
Natürlich kamen auch schon diverse Ticketanfragen für das Endspiel am 25. Mai im Hannoveraner Eilenriedestadion, das in Konferenzform live in der ARD übertragen wird und die Chance bietet auf den mit sechsstelligen Einnahmen verbundenen DFB-Pokal-Einzug. Doch die Landesverbände lassen es mit der Planung des „Finaltags der Amateure“, an dem alle 21 Landespokalendspiele stattfinden, erstaunlich gemächlich angehen – auch durch ein Dilemma des Fernsehens. Die ARD übertrug die Finals in der Vergangenheit immer in drei Konferenzen nacheinander, was dieses Mal nicht möglich ist – weil der Sender zwischendrin die Rennserie Formel E zeigen muss. Schon um 10.15 Uhr werden die Endspiele aus Bremen, Hamburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern übertragen. Die restlichen 17 Partien werden auf 14.15 Uhr und 16.15 Uhr verteilt. „Wir wissen über das Finale praktisch so gut wie nichts“, sagt Fuhrken. Auch nicht, wie viele Karten Atlas bekommt. Ins schmucke Eilenriedestadion, das 2016 umgebaut wurde, passen 2500 Fans.
Am Donnerstag, wenn sich Fuhrken mit Funktionären des Finalgegners TuS Bersenbrück die Arena anschaut, könnte er zumindest die Anstoßzeit erfahren, dann wird auch bald feststehen, mit wem sich Atlas die Konferenz teilt. Die beteiligten Clubs lassen erahnen, in welch illustre Gesellschaft der Club durch den Halbfinalsieg aufgestiegen ist. In Baden heißt die Finalpaarung zum Beispiel Karlsruher SC gegen Waldhof Mannheim, im Südwesten trifft der Delmenhorster Dimitrios Ferfelis mit Wormatia Worms auf den viermaligen Deutschen Meister 1. FC Kaiserslautern. Noch stehen nicht alle Endspiele fest, bis zu zwölf Ex-Erstligisten und neun ehemalige Europapokalteilnehmer könnten dabei sein, Hansa Rostock und der KFC Uerdingen haben es zum Beispiel auch schon geschafft. „Und Delmenhorst ist mittendrin“, sagt Fuhrken fast schon ungläubig. Bei einem Einzug in den DFB-Pokal wird er sich noch an ganz andere Namen gewöhnen müssen. Am Freitag ab 19.30 Uhr gibt es aber erst einmal wieder Liga-Alltag, dann spielt Atlas beim BV Cloppenburg.
Beim Krombacher Niedersachsenpokal-Halbfinale des SV Atlas gegen den 1. FC Wunstorf war hoher Besuch anwesend. Neben NFV-Vize August-Wilhelm Winsmann sahen auch einige Atlas-Legenden zu, die 1980/81 das DFB-Pokal-Achtelfinale erreicht hatten. Gekommen waren Leo Wieborg, Wolfgang Köhler, Bubi Bentrup, Günther Selke, Hans-Jürgen Metz und Thomas Pfautsch.
von links nach rechts: Stefan Keller (Berater SVA), Leo Wieborg, Ulli Döpner (BGR), Wolfgang Köhler, Bubi Bentrup, Peter Kupka (BGR), Günther Selke, Bert Drewes (BGR), Hans-Jürgen Metz, Thomas Pfautsch, Reiner Struckmann und Rudi Trumpfeller. Bild: Daniel Niebuhr