von Daniel Niebuhr (Delmenhorster Kreisblatt)
Seit Wochen fiebern die Fans auf das Spiel der Spiele hin – am Samstag ist es nun soweit: Um 20.45 Uhr wird im Bremer Weserstadion das DFB-Pokal-Erstrundenspiel zwischen dem SV Atlas Delmenhorst und Werder Bremen angepfiffen. Für den Bundesligisten ist es der Pflichtspielstart vor vollem Haus, für den Oberligisten dagegen das „Jahrhundertspiel“ – in jedem Fall wird es ein Fußballfest für die Region.
Atlas-Vorsitzender Manfred Engelbart sprühte bei der abschließenden Pressekonferenz am Freitag vor Vorfreude und stellte nicht zum ersten Mal das „phänomenale Medieninteresse“ heraus, das sein Verein der Stadt beschert – als Beweisstück hatte er einen Artikel aus einer Züricher Zeitung mitgebracht, die über das Spiel berichtet. „Das ist doch Wahnsinn“, sagte Engelbart. „Davon profitieren nicht nur wir, davon profitiert ganz Delmenhorst.“
Die Stadt hat der Verein zweifellos elektrisiert, bis zu 12.000 Delmenhorster werden nach Vereinsangaben im Weserstadion erwartet, darunter drückt eine stattliche Anzahl dem Underdog die Daumen. „Natürlich sind das nicht alles Atlas-Fans. Trotzdem glaube ich, dass unsere Anhänger auch im großen Stadion durchaus zu hören sein werden“, sagte Sportchef Bastian Fuhrken. „Es werden einige dabei sein, die noch nie vorher ein Fußballspiel im Stadion erlebt haben.“ Er mutmaßte: „Die Bahn wird einiges zu tun bekommen. So viele Delmenhorster sind wahrscheinlich noch nie an einem Abend nach Bremen gefahren.“ Die Tickets gelten auf An- und Abreise auch als Fahrkarten für Bus und Bahn, Delbus und BSAG bieten für das Spiel Sonderfahrten an.
Nebenbei wurde bekannt, dass der Zuschauer-Erstrundenrekord für einen Amateurclub doch fallen könnte. Seit neun Jahren steht die Bestmarke von Germania Windeck gegen Bayern München bei 41.100, im Weserstadion können trotz einiger gesperrter Logen bis zu 41.500 Fans dabei sein. „Ich glaube, dass es auch so viele werden“, sagte Engelbart. An der Tageskasse wird es aber noch Tickets für die Westtribüne geben, die gegen Werder zur Delmenhorster Kurve wird. Der ewige DFB-Pokal-Rekord, einschließlich Profi-Clubs, ist nicht in Gefahr: 1989 spielte Eintracht Frankfurt mal vor 48.600 Zuschauern gegen den FC Bayern, damals bekamen Amateure in Runde eins noch nicht automatisch einen Profiverein zugelost.
Für die Atlas-Verantwortlichen endet mit dem Anpfiff auch eine arbeitsreiche „nie dagewesene Achterbahnfahrt“, wie Engelbart es nannte. Nach der Auslosung stand lange Zeit nicht fest, ob das Spiel im Weserstadion stattfinden kann, weil dieser indirekte Heimrechttausch in den DFB-Statuten verboten war. Der Dachverband änderte für das Derby dann kurzerhand einen Paragrafen. „Der DFB hat toll reagiert“, sagte Engelbart, der aber vor allem Werder Bremen dankte. Der Bundesligist hatte Atlas bei der Organisation viel Arbeit abgenommen, die für Atlas als Amateurclub nicht leistbar gewesen wäre. „Ich bin schon froh, wenn ich mich ab Montag wieder nur um den Alltag kümmern muss“, meinte Fuhrken. „Aber ich hätte auch nichts dagegen, wenn es noch ein Zweitrundenspiel gibt.“ Engelbart flachste nach der Pressekonferenz am Freitagmittag, er werde sich am besten sofort schlafen legen: „Aber ich habe ein bisschen Angst vor der Nacht.“
SV Atlas
SV Werder Bremen
DFB-Pokal, 1. Runde